Schritt für Schritt, Blick um Blick: Jede Wahr­nehmung, jede Erfahrung und jeder Flecken Erde in ­Jerusalem ist ein Stück (Rechts-) Geschichte für sich. Die Hauptstadt Israels mit der geschichts­trächtigen Altstadt und dem Tempelberg ist ein einzigartiger Ort, um zu studieren.

An der Hebrew University (HU) fanden die Vorlesungen, die ich besuchte, in kleinen ­Klassen auf Englisch statt. Das Fach Arbritation & Energy Law wurde von Rechtsanwälten aus der Privatwirtschaft geleitet und Human Rights Law von Lehr­personen aus öffentlichen Einrichtungen wie der Uno.

Mitten im politisch um­strittenen Gebiet ist die Hebrew ­University ein Zufluchtsort für friedvolle Denker.

Aber keine politische Oase: ­Eines Mittags stand ich ­un­gewollt mitten in einer ­Demonstration, bei der sich pro-israelische und pro-palästinensische Studenten ­gegenüberstanden und sich ­lautstark zu verstehen gaben, was sie vom Gegenüber hielten. Harte Parolen wurden aus­getauscht. Nach dem Pausengong verdünnisierte sich die ­dicke Luft und jeder ging friedlich ­seines Wegs. Eindrücklich, wie trotz grundlegender Differenzen weitergelebt wird.

Auch die hochkarätigen Pro­fessoren machten keinen Hehl aus ihren sehr unterschiedlichen ­Ansichten. Als Schweizer Student waren diese existenziellen, universitär offen ausgetragenen Meinungsdifferenzen faszinierend.

Neben dem Studium in ­Jerusalem absolvierte ich ein Prak­tikum in Tel Aviv bei einem Schweizer Anwalt. Ich ­behandelte dort internationale Erbfälle im Konnex zu Israel und recht­liche Aspekte der ­Unternehmensfinanzierung.

Der Gegensatz zwischen der Wirtschaftsmetropole Tel Aviv und dem Kulturzentrum ­Jeru­salem hielt mir den ständigen «clash of cultures» vor Augen und bot mir eine bereichernde Abwechslung der verschiedenen Sphären Israels.