Der Autor zeigt in seinem gut recherchierten journalistischen Sachbuch auf, dass sich die deutsche Strafjustiz in Richtung einer neuen Klassenjustiz ent­wickelt. Dabei greift er diverse Themen auf, wie unter anderem unterschiedliche Verteidigungschancen, die ungleiche Wirkung von Geldstrafen je nach öko­nomischen Verhältnissen, das richterliche Vorverständnis gegenüber beschuldigten ­Personen, die selektive Unter­suchungshaftpraxis und das ­Gefängnis als Schuldenturm für Ersatzfreiheitsstrafen. Zudem stellt er den Umgang mit Wirtschafts derjenigen mit Elendskriminalität gegenüber.

Die ­Situation in Deutschland lässt sich zwar nicht eins zu eins auf die Schweiz übertragen. Indessen regt das Buch an, sich auch hier mit der faktischen Ungleichbehandlung der Strafjustiz zu befassen.

Bewertung: Für kritische ­Juristen.

Ronen Steinke 

Vor dem Gesetz sind nicht alle gleich 

Piper, Berlin 2022

272 Seiten, Fr. 32.–