Die chinesische Menschenrechtsanwältin Li Yuhan befindet sich seit dem 9. Oktober 2017 in Haft. ­Begründung: Sie habe «Streit angezettelt und Ärger provoziert». Anwälte und Bekannte sehen den Grund der Verhaftung allein in ihrer anwaltlichen Arbeit. 

Li Yuhan hatte vor Gericht prominente Menschenrechtsanwälte vertreten. Amnesty International ruft die ­chinesischen Behörden auf, Li Yuhan freizulassen.

In der Haft verschlechterte sich die Gesundheit der 60-jährigen Anwältin stark. Ihrem Rechtsbeistand ­berichtete sie mehrmals über Misshandlungen und Folter. So sei sie bei grosser Kälte in einer Wanne mit kaltem Wasser übergossen und mehrere Stunden ­darin liegen gelassen worden, bis sie das Bewusstsein verloren hatte. Zuvor habe sie vergebens medizi­nische Hilfe angefordert. Die zuständige Beamtin habe sie nur ausgelacht und ihr mit Handschellen und Fuss­eisen gedroht. Ein paar Tage nach diesem Vorfall wurden ihr bei einem Arztbesuch Wasser, Nahrung und wärmende Kleidung verweigert.

Laut Angaben der Menschenrechtsorganisation Chinese Human Rights Defenders war Li Yuhan schon früher in Polizeihaft misshandelt worden. Im Mai 2015 soll ihr ein Polizist den Kopf in ein Toilettenbecken gerammt haben, sodass sie über Stunden bewusstlos war. 

Die Anwältin war damals festgenommen worden, nachdem sie Polizeibeamte wegen unrechtmässigen Verhaltens angezeigt hatte. Nach der Freilassung wurden bei Li Yuhan eine Gehirnerschütterung sowie Verletzungen am Rücken, am Kopf, an den Glied­massen und am Bauch fest­gestellt.

In China werden Anwälte, welche die Menschenrechte ihrer Klienten verteidigen, systematisch ­überwacht, schikaniert, eingeschüchtert und inhaftiert. Amnesty International befürchtet, dass Li Yuhan im Gefängnis weitere Folter und Misshandlungen ­drohen.