Der Menschenrechtsverteidiger Mohamed al-Baqer ist Gründer und ­Direktor des «Adalah Center for Rights and Freedoms» in Ägypten. Die ägyptischen Behörden halten ihn wegen seiner Arbeit seit dem 29. Sep­tember 2019 unter Haftbedingungen fest, die ­gegen das Verbot von Folter und anderer grausamer, ­unmenschlicher und erniedrigender Behandlung ­verstossen. Mohamed al-Baqer ist in einer engen ­Zelle ohne Bett oder Matratze eingesperrt. Familienfotos, Hofgang, warmes Wasser und der Zugang zu Büchern und Zeitungen werden ihm ­verwehrt. Er wird bedroht und beleidigt. Selbst ein Besuch bei seinem im Sterben liegenden Vater ­wurde ihm ­verwehrt. Auch an der Beerdigung durfte er nicht ­teilnehmen. 

«Zum ersten Mal bin ich in der Rolle des Opfers statt in der Rolle des Menschenrechtsverteidigers, der die Opfer unterstützt», kommentiert al-Baqer. Er wurde im Rahmen einer der grössten Festnahme­wellen seit dem Amtsantritt von Präsident Abdel ­Fattah al-Sisi inhaftiert. Seit September 2019 wurden mehr als 3900 Menschen inhaftiert. Der ägyptische Präsident hatte im September 2021 einen Fünfjahresplan zur Verbesserung der Menschenrechte erlassen und im Oktober den seit April 2017 geltenden ­Ausnahmezustand aufgehoben. Dennoch stehen ­Dutzende willkürlich inhaftierte Menschenrechts­verteidiger, Aktivisten, Politiker und Demonstranten vor Gericht. Al-Baqer werfen die ägyptischen ­Behörden die «Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation» sowie die «Teilnahme an einer kriminellen Vereinbarung zur Begehung eines terroristischen Verbrechens» vor. Am 20. Dezember 2021 wurde er zu vier Jahren Gefängnis verurteilt. Das ­Urteil kann nicht angefochten werden. Dennoch gibt der Anwalt die Hoffnung nicht auf: «Eines Tages ­werden wir unsere Arbeit fortsetzen und eine freie Gesellschaft schaffen», sagt er.