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Plädoyer 4/10
30.08.2010
Letzte Aktualisierung:
07.10.2013
Anwaltsprüfungen: Die Mär der Versagerquote
Die Durchfallquote ist das Schreckgespenst jedes Anwaltskandidaten. Studierende, Prüfungswillige und sogar jene, die ihre Anwaltsprüfung längst hinter sich haben, kolportieren die neusten abschreckenden Prozentzahlen. Eine Nachfrage in verschiedenen Kantonen relativiert allerdings das Bild: Die Zahl der Kandidaten, welche durch die Anwaltsprüfung fallen, ist nicht so hoch wie angenommen. Im Kanton Z&uu...
Anwaltsprüfungen: Die Mär der Versagerquote
Die Durchfallquote ist das Schreckgespenst jedes Anwaltskandidaten. Studierende, Prüfungswillige und sogar jene, die ihre Anwaltsprüfung längst hinter sich haben, kolportieren die neusten abschreckenden Prozentzahlen. Eine Nachfrage in verschiedenen Kantonen relativiert allerdings das Bild: Die Zahl der Kandidaten, welche durch die Anwaltsprüfung fallen, ist nicht so hoch wie angenommen. Im Kanton Zürich etwa waren es in den Jahren 2005 bis 2009 im Durchschnitt 15 Prozent.
Etwas höher liegt die Versagerquote in der gleichen Zeitspanne im Kanton Bern: bei 21 Prozent. Im Kanton Thurgau, dessen Prüfung gemeinhin als relativ einfach bezeichnet wird, sind durchschnittlich 27 Prozent durch die Prüfung gerasselt. Noch höher war der Anteil der Versager in den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft mit 40 und 38 Prozent. Im Kanton Wallis schliesslich sind zwischen 2005 und 2009 insgesamt 119 Kandidaten angetreten, 55 von ihnen haben die Prüfung bestanden. Das ergibt eine Durchfallquote von 54 Prozent.
Mit statistischen Ausreissern fallen die beiden Appenzell auf, wo jeweils nur wenige Kandidaten antreten. Wagen sie es, stehen die Chancen aber nicht schlecht: Im Kanton Appenzell Ausserrhoden haben 2005 bis 2007 alle sieben Kandidaten bestanden; 2008 wurde keine Prüfung abgenommen und im Jahr 2009 betrug die Durchfallquote 100 Prozent, weil die einzigen beiden Kandidaten durchgefallen sind. Ähnlich in Appenzell Innerrhoden: 2005 hat einer von drei bestanden, 2006 einer von zwei; 2007 und 2008 reüssierte der jeweils einzige Kandidat; 2009 trat niemand an. sci
Attraktive Masterstudiengänge
An den Schweizer Universitäten nimmt die Zahl der Rechtsstudierenden wohl weiter zu. In den kommenden fünf Jahren erwartet das Bundesamt für Statistik (BFS) gemäss seinen im Juli veröffentlichten «Szenarien für das Bildungssystem» einen Anstieg um 7,5 Prozent auf knapp 15 800 Jus-Studierende aller Stufen. Zu den Gründen zählt das BFS eine hohe Übertrittsquote vom Bachelor zum Master und eine Zunahme des Anteils ausländischer Studierender. Ab 2013 ist aufgrund der demografischen Entwicklung mit einer Abflachung zu rechnen.
Der bisherige längere Anstieg verlief kontinuierlich, abgesehen von einer Ausnahme: Zwischen 2000 und 2005 weist die Statistik ein auffälliges Plus von rund 24 Prozent aus. Der Sprung ist auf die doppelten Maturitätsjahrgänge zurückzuführen, die in einigen Kantonen durch die Reduktion der Ausbildungsdauer von vier auf drei Jahre entstanden sind. sci
Frauen auf dem Vormarsch
An den Schweizer Hochschulen sind 55 Prozent der Jus-Studierenden Frauen. Zehn Jahre zuvor lag der Frauenanteil bei 47 Prozent. Die Zunahme um 8 Punkte ist laut Bundesamt für Statistik (BFS) der stärkste An-stieg unter allen Fachrichtungen. Den tiefsten Frauenanteil verzeichnen die Technischen Wissenschaf-ten (27 Prozent) und die Wirtschaftswissenschaften (33), den höchsten die Geistes- und Sozialwissenschaften (66) sowie Medizin und Pharmazie (62). Die im Juli veröffentlichten Zahlen des BFS beziehen sich auf das Herbstsemester 2009/10. Der Bereich Recht stellt mit 14 641 Studierenden 12 Prozent aller Immatrikulierten an Schweizer Universitäten. Die höchsten Anteile entfielen auf Geistes- und Sozialwissenschaften (34 Prozent), Exakte und Naturwissenschaften (17), Wirtschaftswissenschaften (15). tom