Die zweite Auflage des Praxiskommentars von Stefan Trechsel und Mark Pieth zum Schweizerischen Strafgesetzbuch (StGB) ist aus Lehre und Praxis nicht mehr wegzudenken. Dieses Werk geht auch vertieft auf aktuelle Themen im Völkerstrafrecht, die Genitalverstümmelung, Verbreitung menschlicher Krankheiten sowie auf Fragen wie die Sterbehilfe ein. Es besticht durch seine praxisnahe und prägnante Kommentierung. Zudem werden aktuelle Rechtsprechung und wissenschaftliche Beiträge eingearbeitet. Die Autoren verfassten einen gut strukturierten, inhaltlich vollständigen Kommentar, der auf dem Schreibtisch eines Praktikers nicht fehlen darf.
In der 19. Auflage des Kommentars von Andreas Donatsch werden nebst den Normen des StGB das Jugendstrafgesetz sowie die Straftatbestände des Strassenverkehrsgesetzes (SVG), des Betäubungsmittelgesetzes (BetmG) sowie des Ausländergesetzes (AuG) abgedruckt und kommentiert. Der Kommentar überzeugt mit einem benutzerfreundlichen Aufbau und ist mit praktischen Randregistern sowie einer Inhaltsübersicht auf der Innenklappe zum schnelleren Auffinden des gesuchten Erlasses versehen. Die aktuelle Rechtsprechung wird zuverlässig eingearbeitet. Mit seiner übersichtlichen Darstellung ist dieses Werk ein Basisinstrument für jeden Studenten, aber auch für den professionellen Praktiker. Den Blick in ein oder zwei Lehrbücher erspart es dem Leser allerdings nicht. Von diesem StGB-Kommentar gibt es zudem eine schlanke Studienausgabe mit 710 Seiten für 54 Franken, die in erster Linie im Studium für die Vorbereitung auf Klausuren geeignet ist.
Der Handkommentar von Günter Stratenwerth und Wolfgang Wohlers dient dem Verständnis der Systematik sowie dem inneren Aufbau jeder einzelnen Vorschrift des StGB. Das Werk ist leicht verständlich und konzentriert sich aufs Wesentliche. Es bietet einen Überblick über die höchstrichterliche Rechtsprechung sowie die Literatur und eignet sich sowohl für Strafrechtspraktiker als auch für Studenten.
Sämtliche rezensierten Werke sind empfehlenswert. Doch die Schwerpunkte sind unterschiedlich: Je nach dem sich stellenden Rechtsproblem ist der eine Kommentar dem andern vorzuziehen.
Schweizerisches Strafgesetzbuch – Praxiskommentar
Stefan Trechsel, Mark Pieth (Hrsg.)
Dike, Zürich 2013, 2. Auflage, 1659 Seiten, Fr. 288.–
StGB Kommentar
Andreas Donatsch (Hrsg.)
Orell Füssli, Zürich 2013, 19. Auflage, 950 Seiten, Fr. 98.–
Schweizerisches Strafgesetzbuch – Handkommentar
Günter Stratenwerth, Wolfgang Wohlers
Stämpfli, Bern 2013, 3. Auflage, 820 Seiten, Fr. 198.–
Carmen Emmenegger
Versicherungsgesetz
Peter Hsu, Eric Stupp (Hrsg.)
Basler Kommentar: Versicherungsaufsichtsgesetz
Helbing Lichtenhahn, Basel 2013, 1087 Seiten, Fr. 348.–
Drei Dutzend Autoren unterschiedlicher beruflicher Herkunft zeichnen für diesen Basler Kommentar verantwortlich. Das Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) ist seit sieben Jahren in Kraft. Die Ende 2012 von der Versicherungslobby blockierte VVG-Revision hätte diverse Neuerungen gebracht, die bereits kommentiert wurden.
Ziel des VAG ist es, im Bereich der Privatversicherung – traditionell ein Eldorado der Vertragsfreiheit – die Versicherten vor Insolvenzrisiken und (punktuell) vor Missbräuchen zu schützen. Weite Teile des Werkes sind eher für Versicherer und ihre Anwälte von Interesse. Daneben finden sich breiter zugängliche Kapitel. Vor allem jenes über die Rechtsschutzversicherung (Anwaltsbeizug, Honoraransätze) von Stephan Fuhrer ist auch für Allgemeinpraktiker von Nutzen.
Bewertung: Eine durchaus wichtige Kommentierung, insgesamt aber eher ein Werk für Spezialisten. kpf
Zivilprozess
ZPO-Rechtsmittel, Berufung und Beschwerde
Oliver M. Kunz, Urs H. Hoffmann-Nowotny, Demian Stauber
Helbing Lichtenhahn, Basel 2013, 293 Seiten, Fr. 98.–
Die drei Autoren sind als Anwälte in zwei grossen Wirtschaftskanzleien in Zürich tätig. Sie haben den für Anwälte und Richter bedeutenden Abschnitt mit den Artikeln 308 bis 327a der Zivilprozessordnung (ZPO) detailliert und gut lesbar dargestellt. Neben Materialien und Standard-Kommentaren wurden eineinhalb Jahre bundesgerichtliche sowie kantonale Rechtsprechung verarbeitet, ebenso die bis am 1. Juni 2012 erschienene neue Literatur.
Die Beiträge sind kurz, gut lesbar und geben ein weites Meinungsspektrum wieder, samt der eigenen Stellungnahmen der drei Autoren. So zum Beispiel bei der Kommentierung von Artikel 311 ZPO zur Frage, ob die hinreichende Begründung auf ein eigentliches Rügeprinzip hinauslaufe, was die Autoren verneinen.
Bewertung: Eine profunder, doch übersichtlicher Wegweiser, den Praktiker auch unter Fristendruck gut einsetzen können. kpf
Ausbildung
Nicole Bürli, Ulrike Stedtnitz, Peter Vollenweider (Hrsg.)
Jus-Studium – Und dann? Schulthess, Zürich 2013, 152 Seiten, Fr. 99.–
Der erste Teil des Buches widmet sich einigen theoretischen Ausführungen zur Laufbahnplanung. Dabei werden Einstellungen zu Faktoren wie Geld und Freizeit diskutiert und daraus folgend mögliche Laufbahnen dargestellt. Der zweite Teil besteht aus karrierebezogenen Interviews mit Juristen in unterschiedlichen Branchen.
Anwalt? Akademische Laufbahn? Öffentliche Verwaltung? Das Werk nimmt sich der unzähligen Möglichkeiten an und versucht, die Vor- und Nachteile darzulegen. Dabei resultiert eine interessante Übersicht, die als Anleitung dienen kann. Handfeste, konkrete Karrieretipps bietet das Werk allerdings nicht. Die Gesprächspartner stehen jedoch als lebendige Beweise dafür, dass die Wege selten schnurstracks auf ein Ziel zulaufen.
Bewertung: Interessante Lektüre für baldige Studienabgänger und frischgebackene Juristen. jra
Immaterialgüterrecht
Conrad Weinmann, Peter Münch, Jürg Herren (Hrsg.)
Schweizer IP-Handbuch Helbing Lichtenhahn, Basel, 1. Auflage, 2013, 1209 Seiten, Fr. 378.–
Das Handbuch für die Schweizer Rechtspraxis überzeugt durch seine theoretischen Diskurse wie auch durch die kommentierten Vertragsvorlagen und Checklisten zum geistigen Eigentum.
Dem konzeptionellen Teil zu ökonomischen und strategischen Gesichtspunkten lassen die rund 45 Autoren dieses Sammelwerks zunächst ein Kapitel zum Schutz von technischen Innovationen («Patenten») folgen. Darin wird je ein Vertragsmuster zum Patent- und Know-how-Lizenzvertrag und zum entsprechenden Kaufvertrag sowie eine Checkliste zum Vorgehen bei Patentverletzungen kommentiert. Ein analoger Aufbau wurde für die Kapitel zum Markenrecht («Brands»), zum Design- und zum Urheberrecht gewählt.
Beleuchtet werden zudem praxisrelevante Instrumente zur Rechtsdurchsetzung.
Bewertung: Innovativer Ansatz mit kommentierten Mustern und Checklisten, die auch online zur Verfügung stehen. tva
Arbeitsrecht
Wolfgang Portmann, Jean-Fritz Stöckli
Schweizerisches Arbeitsrecht
Dike Verlag, Zürich 2013, 3. Auflage, 396 Seiten, Fr. 88.–
Das Lehrbuch zum Individual- und kollektiven Arbeitsrecht der Universitätsprofessoren Portmann und Stöckli wurde seit der letzten Auflage 2007 mit den neuen Entwicklungen in Gesetzgebung und Rechtsprechung aktualisiert. Wie bisher wurden ausschliesslich die Entscheide des Bundesgerichts berücksichtigt.
Entschlackt wurde beim Lehr-, Handelsreisenden- und Heimarbeitsvertrag. Das Werk bietet dogmatische Grundlinien des Arbeitsrechts und richtet sich vor allem an Studenten. Für die Anwaltschaft ist es kein empfehlenswertes Nachschlagewerk, wie eine Stichprobe mit dem Stichwort «Überwachung» zeigte. Wer jedoch mit wissenschaftlichem Anspruch Vorlesungen zum Arbeitsrecht an Universität oder Fachhochschule hält, ist mit dem systematischen und doch kompakten Lehrbuch gut bedient.
Bewertung: Dogmatische Gesamtschau des Individual- und kollektiven Arbeitsrechts; für Lehrbeauftragte. jwl
Zivilrecht
Sebastian Aeppli
ZGB/OR plus Verweise
Orell Füssli, Zürich 2013, 1700 Seiten, Fr. 44.–
Die broschierte Ausgabe des Schweizer Zivilrechts in der 37. Auflage zu einem erschwinglichen Preis. Neu sind das Erwachsenenschutzrecht samt diversen Änderungen in Nebenerlassen, die Änderungen im Zusammenhang mit der Zivilprozessordnung, das Namens- und Bürgerrecht, das Bundesgesetz über internationale Kindsentführung und die Bestimmungen über kaufmännische Buchführung und Rechnungslegung.
Die Bundesgerichtsrechtsprechung ist berücksichtigt bis BGE 138 III 354. ZGB und OR haben je ein eigenes Stichwortverzeichnis. Neben dem ZGB sind enthalten: die Gesetze zum Kulturgütertransfer, über die medizinisch unterstützte Fortpflanzung, genetische Untersuchungen, Transplantation, Stammzellenforschung, Freizügigkeit; beim OR zwei Dutzend weitere Gesetze.
Bewertung: Die Halbwertszeit solcher Sammlungen ist kurz. Aber die Papierausgabe ist schneller und übersichtlicher. kpf
Steuerrecht
Felix Richner, Walter Frei, Stefan Kaufmann, Hans Ulrich Meuter
Kommentar zum Zürcher Steuergesetz
Zürcher Steuerrecht, Bern 2013, 3. Auflage, 2500 Seiten, Fr. 348.–
Die dritte, vollständig überarbeitete Auflage des Kommentars zum Zürcher Steuergesetz nimmt die hohe Kadenz von Gesetzesänderungen und die reichhaltige Rechtsprechung der Steuerjustizbehörden im Bereich der bundesrechtlich harmonisierten Steuergesetzgebung zum Anlass, die Materie mit praxisnahen Beispielen anschaulich zu machen. Besonders bei der Konkretisierung unbestimmter Rechtsbegriffe und Anknüpfungen ist das gut gelungen.
Die einzelnen Gesetzesbestimmungen wurden weit über den Wortlaut hinaus kommentiert und mittels Querverweisen zueinander in Kontext gestellt. Diese Darstellung erlaubt es auch dem Praktiker, der sich nur gelegentlich mit Steuerrecht befasst, sich innert nützlicher Frist ein Maximum an Erkenntnisgewinn zu erarbeiten.
Bewertung: Ein unentbehrliches und anschauliches Werk, auch für den Einstieg in die Steuerrechtsmaterie geeignet. tva
Vermischtes
Peter Kreis
Der Hund kann nicht ins Recht gefasst werden
Offizin, Zürich 2013, 192 Seiten, Fr. 26.–
Eine Sammlung von Kuriosem und Ernstem aus Justiz und Advokatur soll es sein. Oder von merkwürdigen Äusserungen und Geschehnissen, die dem Autor, der sich bescheiden als Ostschweizer Jurist bezeichnet, im Lauf seiner rund vierzig Berufsjahre untergekommen sind.
Vielleicht liegt es daran, dass sich der Autor bei der Auswahl der Anekdoten bewusst zurückgehalten hat? Jedenfalls sind echte Situationskomik und Witz dünn gesät, angesichts der vielen Beispiele, die sprachliches Unvermögen sowie eine ausgedehnte Verbreitung von Vorurteilen und Stereotypen dokumentieren. Sagt etwa eine «temporäre» Freundin eines «Asylbewerbers»: «Er hat Weiber wie Sand am Meer.» Und zu all dem passend Illustrationen mit grossem Hell-Dunkel-Kontrast von Honoré Daumier.
Bewertung: Lektüre für jene, die sich ein Bild davon machen wollen, dass es in der Justiz und Advokatur auch menschelt. reb