Die Schweiz ist nicht immun gegen Fehlurteile», sagt der Westschweizer Anwalt Guglielmo Palumbo. Zusammen mit Anwältin Yaël Hayat und Anwalt Jean-Marc Carnicé sowie den Professorinnen Joëlle Vuille, Nathalie Dongois und ­Professor André Kuhn hat er das ­Projet Innocence Suisse gegründet. Die sechs liessen sich von der gleichnamigen US-Organisation inspirieren, die sich für Opfer von Justizirrtümern einsetzt. Das Projet Innocence Suisse ist eine Chance für Leute, die alle Rechtsmittel erfolglos ausschöpften und überzeugt sind, zu Unrecht verurteilt worden zu sein. Dass Fehlurteile auch in der Schweiz nicht ausgeschlossen sind, zeigt ein Bericht des Schweizerischen Nationalfonds aus dem Jahr 2007. Von 1995 bis 2004 waren 237  Revisionsgesuche erfolgreich. 

Die neue Organisation bietet ihre Hilfe in der ganzen Schweiz an. Betroffene können sich über www.projet-innocence.ch melden. Ein Ausschuss analysiert die ­Fälle und sortiert mögliche Fehlurteile aus, die dann an eine Gruppe von Jus-Studenten weitergeleitet werden. Laut Kuhn wird die Gruppe jeweils ein Semester Zeit haben, um die ihnen zur Verfügung gestellte Datei zu analysieren und nach möglichen Fehlern zu untersuchen. Das erste Seminar im ­Rahmen des Masterstudiums an der Uni Neuenburg beginnt im September und soll als Testlauf ­gelten. Danach will die Organisation weitere Universitäten einbeziehen.