Studenten strafen härter als Richter. Das zeigt eine Studie zur punitiven Einstellung von Richtern und Studenten. Die Autorinnen Monika Simmler, Nadja Grenacher, Sereina Huwiler, Sara Perandres und Aline Steffen legten Studenten der Universität St. Gallen und Richtern die gleichen fünf fiktiven Straffälle zur Beurteilung vor: zwei Tötungsdelikte sowie je ein Drogen-, ein Sexual- und ein Vermögensdelikt. Bei der Untersuchung machten 359 Studenten und 58 Richter mit.

Ergebnis: Richter verhängten kürzere Strafen als Studenten und sprachen mehr bedingte Strafen aus. Die Amtsdauer war nicht relevant: Richter mit viel Erfahrung urteilten nicht milder als amtsjüngere. Entscheidend für die punitive Einstellung von Studenten war die Studienrichtung. Studenten mit rechtswissenschaftlichem Hintergrund urteilten weniger streng als solche mit wirtschaftswissenschaftlichem Hintergrund. 

Die Untersuchung zeigt ausserdem, dass Studentinnen mildere Strafen aussprachen als Studenten. Bei den Richtern spielte das Geschlecht keine Rolle. Auch die politische Ausrichtung hat einen Einfluss: Studenten mit Sympathien für die SVP urteilten am strengsten, SP-Sympathisanten am mildesten.