Der 70-jährige ehemalige Anwalt hat sein Teilzeitamt als Eidgenössischer Datenschützer vor fünf Jahren abgegeben. Das heisst aber nicht, dass er nun nichts mehr von politischen Aufgaben wissen will. Vor zwei Jahren kandidierte er erfolgreich als Stadtrat von ­Aarau. 1987 war er der erste grüne Nationalrat aus dem Kanton Aargau, nun ist er auch der erste Grüne im Stadtrat Aarau. Dort ist er für Hochbau und Raumplanung zuständig. Eigentlich sei er zu 30 Prozent angestellt. «Das geplante neue Fussballstadion hat mich aber deutlich mehr beschäftigt», meint der nebenamtliche Fan des FC Aarau lächelnd. Vergangenen November stimmte die Aarauer Stimmbevölkerung dem Projekt zu. 

Stark engagierte sich Thür in den letzten Jahren auch für die Kultur. Zehn Jahre war er Präsident des Theaters Tuchlaube Aarau. Das Amt musste er abgeben, um als Stadtrat kandidieren zu können. Heute setze er sich im Hintergrund für das Theater ein.

Der Aarauer mit Ostschweizer Wurzeln begann seine Juristenlaufbahn nach dem Studium als Journalist bei der «Tat» und dem «Tages-Anzeiger». Im Jahr 1983 gründete er mit einer Kollegin und einem Kollegen in Zürich eine Anwaltskanzlei. Später wechselte er nach Aarau. Insgesamt war er über 30 Jahre als Anwalt tätig. 

Von 2001 bis 2015 wirkte Thür als Eidgenössischer ­Datenschutzbeauftragter. Er hatte schon damals den in China geplanten, heute teilweise eingeführten ­Social Score kritisiert. Mit Hilfe umfassender Überwachung werden die Chinesen nach ihrem Wohlverhalten vom Staat in Gruppen eingeteilt. Das entscheidet dann, ob man einen Pass, eine Wohnung oder einen Studienplatz erhält. Thür warnt: «Die technischen ­Voraussetzungen für eine solche Totalüberwachung sind auch in der Schweiz gegeben.» Er fragt sich, ob und allenfalls wie lange die Politiker in der Schweiz sich der Versuchung der chinesischen Methoden ­widersetzen werden.