«Mehr als die Hälfte der Gefängnisplätze müssen ­abgeschafft ­werden. Haft kann durch wirksame staatliche Interventionen ­ersetzt werden. Etwa durch ­restaurative Justiz, ­Electronic Monitoring und gemeinnützige Arbeit – auch kombiniert und somit trotzdem punitiv.»

Ursicin Poltera, Geschäftsleiter Avertamain, Aarberg BE

«Es muss ein Schulterschluss zwischen Justiz-und Zivilbehörden erfolgen. Aufschub und Abgrenzung sind für gefährdete Jugendliche und ihre Familien ­schädlich.»

Madleina Manetsch, Leitende Ärztin Jugendforensik, Basel

«Ich beobachte eine fatale Tendenz, möglichst viele ­Fälle mit Strafbefehl oder ­abgekürzten Verfahren zu ­erledigen. Das ordentliche Verfahren und die öffent­liche Gerichtsverhandlung sind wichtige Aspekte der ­Strafjustiz und sollten nicht zur Ausnahme werden.»

Jörg Arnold, Stellvertretender Direktor Forensisches Institut, Zürich 

«Im Strafrecht werden ­Interventionen fast nie wissenschaftlich sauber evaluiert und auf ihre Aus­wirkungen ­überprüft. So wissen wir nicht, ­ob das, was wir tun, ­etwas nützt. Geplante ­Neuerungen sollten immer zuerst ­wissenschaftlich überprüft werden.»

Nora Markwalder, Assistenzprofessorin für Strafrecht, St. Gallen

«Bei sexuellen Übergriffen ist eine Reform des Straf­rechts­systems nötig – um die emotio­nalen ­Bedürfnisse der Opfer besser zu ­berücksichtigen. Und um die kriminelle Einstellung der Täter zu verstehen.»

Serge Nonda Kirhero, Direktion Strafanstalt Luzumu, Demokratische Republik Kongo

«Das Strafrecht ist täterorientiert. Opfern wird zu wenig Beachtung ­geschenkt. Die Umsetzung von klassischen ­Verfahren der restaura­tiven Justiz wie Opfer-­Täter-Ausgleich sollte verstärkt werden. »

Melanie Wegel, Dozentin, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften