Anwälte schreiben Krimis über Anwälte
Inhalt
Plädoyer 6/12
18.11.2012
Letzte Aktualisierung:
04.10.2013
Peter Mathys
Die Steuersünder
Limmat Verlag, Zürich 2012,
320 Seiten, Fr. 32.50
Klaus Erfmeyer
Drahtzieher
Gmeiner-Verlag, Messkirch 2012,
332 Seiten, Fr. 19.90
Zwei Kriminalromane, die sich mit aktuellen Themen beschäftigen – einmal mit Steuerhinterziehung, einmal mit der Beschaffung seltener Erden – sind dieses Jahr von einem Schweizer und einem deutschen Anwalt erschienen. In beiden spielt ein Anwalt d...
Peter Mathys
Die Steuersünder
Limmat Verlag, Zürich 2012,
320 Seiten, Fr. 32.50
Klaus Erfmeyer
Drahtzieher
Gmeiner-Verlag, Messkirch 2012,
332 Seiten, Fr. 19.90
Zwei Kriminalromane, die sich mit aktuellen Themen beschäftigen – einmal mit Steuerhinterziehung, einmal mit der Beschaffung seltener Erden – sind dieses Jahr von einem Schweizer und einem deutschen Anwalt erschienen. In beiden spielt ein Anwalt die Hauptrolle. Doch damit enden die Gemeinsamkeiten. Während Michael Kellenberger in «Die Steuersünder» des Baslers Peter Mathys ein nicht ganz sauberer Advokat ist, wünscht man dem grundsoliden Stephan Knobel in Klaus Erfmeyers «Drahtzieher», dass er seine Korrektheit etwas öfter ablegt.
Kellenberger wird eines Tages vom Steuerbeamten Herbert Matter besucht. Der hat entdeckt, dass der Anwalt Honorare einer liechtensteinischen Firma nicht deklariert hat. Der bünzlige Beamte verspricht dem Anwalt und anderen Steuersündern, dass er ein Auge zudrücke, wenn sie ihm ein Darlehen gewähren. Denn Matter will seine Ehefrau und den leicht behinderten Sohn verlassen und mit seiner Geliebten in Neuseeland Alpakas züchten. Dann wird er ermordet. Als Täter kommen die drei Steuersünder, die Geliebte und die Ehefrau in Frage. Der Krimi ist kurzweilig, gespickt mit Basler Lokalkolorit, aber etwas vorhersehbar.
Gleich zwei Tote gibt es in Erfmeyers Roman, der in Dortmund spielt. Eine ist Lieke van Eyck, die bei einem Autounfall stirbt. Die Staatsanwaltschaft legt den Fall zu den Akten, aber Liekes Schwester beauftragt den Anwalt Stephan Knobel, der Sache nochmals auf den Grund zu gehen. Mit seiner Lebensgefährtin macht sich Knobel an die Detektivarbeit. Dabei stösst er auf einen Enthüllungsjournalisten, den eine heisse Spur zu Lieke und ihrem Arbeitgeber Thyssen Krupp geführt hat. Anonyme Hinweise, das Foto von drei Männern am Rand einer Autobahn und ein geheimes Nachtessen lassen den Verdacht aufkommen, dass sich Thyssen Krupp auf illegale Weise seltene Erden sichern will. Musste Lieke sterben, weil sie hinter krumme Machenschaften kam?
Die Ausgangslage zu Beginn des Romans verspricht Spannung. In der ersten Buchhälfte fehlt es noch an Tempo, doch dann gehts los und man will das Buch bis zur Lösung des Falles nicht mehr aus der Hand legen. Der Schluss ist überraschend, ohne unrealistisch zu wirken. Und er fordert den zweiten Toten.
Finden Sie im Anhang die Besprechung weiterer Bücher.