In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) ist Mohammed al-Roken ein bekannter Menschenrechtsanwalt. Doch sein Einsatz für politische ­Reformen und für die Durchsetzung der Menschenrechte in seinem Land ist dem früheren Präsidenten der nationalen Anwaltsvereinigung zum Verhängnis geworden: Am 17. Juli 2012 – nur wenige Stunden nach der Inhaftierung seines Sohnes und Schwiegersohnes – wurde al-Roken in Haft genommen. Die Verhaftung fand in einem Kontext zunehmender Repression gegenüber einer kleinen Anzahl Menschen statt, die sich vom arabischen Frühling inspirieren liessen und auf eine Demokratisierung pochten. 

Ein Jahr später – am 2. Juli 2013 – wurde al-Roken in einem Massenprozess zu zehn Jahren Haft ­ver­urteilt. Im Prozess, der nicht als fair bezeichnet werden kann, wurde al-Roken vorgeworfen, zusammen mit 68 Mitangeklagten eine geheime Organisation gegründet zu haben, um die Regierung zu stürzen. Den Angeklagten wurde der Zugang zu einem Rechtsbeistand verwehrt. Sie wurden teilweise bis zu einem Jahr in Isolationshaft gehalten. 

Einige der Angeklagten gaben an, gefoltert worden zu sein. Dennoch wurden die mutmasslich durch ­Folter erzwungenen «Geständnisse» im Verfahren als Beweismittel verwendet. Keiner der Angeklagten durfte Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen. Das alles verstösst gegen internationale Standards.

Amnesty International betrachtet Mohammed al-Roken als gewaltlosen politischen Gefangenen, der nur aufgrund der friedlichen Wahrnehmung seiner Rechte und seiner Arbeit als Verteidiger inhaftiert ist. Zum Zeitpunkt seiner Festnahme war al-Roken unter anderem als Rechtsbeistand für Reform­befürworter tätig, denen man die Staatsangehörigkeit entzogen hatte. 

Am 12. April dieses Jahres war Mohammed al-Roken tausend Tage lang unrechtmässig in Haft. Zu dieser Gelegenheit rief Amnesty International die VAE dazu auf, der «Justizfarce» ein Ende zu setzen und Mohammed al-Roken freizulassen. Der Aufruf blieb bis heute ohne Folgen.