Der französische Sozialphilosoph hat während mehrerer ­Jahre Gerichtsverhandlungen als Zuschauer besucht. Von diesem Hintergrund ausgehend hinterfragt er die (Straf-)Rechtspraxis kritisch. Beobachtungen und theoretische Überlegungen wechseln sich dabei ab. Er vermag seinen teilweise sehr ambitionierten Anspruch, über die empirische Beobachtung hinauszugehen und überdies noch eine fundamentale Reflexion über Recht, Staat, Macht und Gewalt vorzulegen, nur teilweise einzulösen. Trotzdem lohnt sich die Lektüre für praktizierende Strafrechtler. Das Buch überzeugt zwar theoretisch nicht vollumfänglich. Aber dort, wo der präzise soziologische Blick des Philosophen auf die konkrete strafrechtliche Praxis fällt, regt er sehr dazu an, Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen.

Bewertung: Eignet sich zur Reflexion für Strafrechtspraktiker.

Strafrecht
Geoffroy de Lagasnerie 
Verurteilen – Der strafende Staat und die Soziologie
Suhrkamp, Berlin 2017, 
271 Seiten, Fr. 36.50