Der langjährige Zivil- und Handelsrechtsprofessor Jean Nicolas Druey ist 2001 an der Universität St. Gallen emeritiert worden. Doch auch seit der ­Pensionierung widmet er sich zu Hause in Basel ­täglich von 9 bis 17 Uhr der Juristerei. Angetan hat es ihm vor allem das Informationsrecht. Information ­könne wegen ihres volatilen Charakters nur sehr beschränkt vom Recht beherrscht werden. ­«Information ist nicht wie ein Auto oder ein Stück Fleisch.» Darum sei sie auf ausserrechtliche Steuerungsregeln angewiesen.

Für Druey war schon als Jus-Student klar, dass er zunächst die Praxis kennenlernen und dann wissenschaft­lich arbeiten wolle. So war er von 1968 bis 1974 in der Rechtsabteilung der Hoffmann La Roche in Basel tätig, anschliessend bis 1980 bei Ernst & Young in Zürich. Ab 1980 war er Professor in St. Gallen. «Am liebsten unterrichtete ich Rechts­soziologie – die ­Herleitung von Theorie aus der ­Beobachtung der Praxis.»

Für Druey ist klar: Die Digitalisierung ist heute auch für die Rechtswissenschaft ein Problem. Das Recht werde in kleinste Einzelfelder zerstückelt. 

«Die ­Studenten tun mir heute oft leid, wenn sie den Stoff wie einen Sack voll Mehl inhalieren müssen – ohne Bezug zur lebendigen Wurzel.» Die enorme Spezialisierung der Juristenberufe betrachtet er als eine Folge dieser Entwicklung.
Der nunmehr Achtzigjährige ist Vater von vier ­Töchtern und zehnfacher Grossvater. Seine Passion ist das Klavierspielen. «Mich faszinieren verschiedene Stilrichtungen, aber vor allem die Klassik. Ich spiele ab Noten, auswendig oder improvisiert», erzählt Druey. Auch geniesse er die täglichen Spaziergänge. Um 21 Uhr gibt es Abendessen, dann die Abendzigarre, das Bier und die «Neue Zürcher Zeitung». Und wenn möglich noch etwas schöne Literatur – etwa Katherine ­Mansfield oder Wassili Grossman  – zwei wirklich Grosse.