Als ich von der Möglichkeit erfuhr, einen Doppelmaster an der Universität Zürich und dem King’s College London zu machen, fiel mir der Entscheid leicht. Denn vor einigen Jahren waren mir bei einem längeren Aufenthalt in England Land und Leute ans Herz gewachsen. Voller Vorfreude kam ich also im Herbst 2013 in London an.

Anders als in der Schweiz, wo man einen Masterabschluss ­benötigt, um das Anwaltspatent zu erwerben, braucht man im Rechtssystem von England und Wales «nur» einen Bachelor ­irgendeiner Fachrichtung. Hat man Jura studiert, absolviert man danach einen einjährigen ­praktischen Kurs ­– andernfalls zusätzlich noch ein einjähriges ­Jus-Studium – um anschliessend ein oder zwei Jahre in einer ­Anwaltskanzlei tätig zu sein, je nachdem, ob man Barrister oder Solicitor werden möchte.

Kein Wunder also, dass die Engländer im etwa 300-köpfigen LL.M.-Lehrgang an einer Hand abzuzählen sind. Dafür kommen die Studenten sonst aus aller Welt und mit sehr unterschiedlichen Hintergründen ans King’s College. Von südkoreanischen Richtern über venezolanische Anwälte bis hin zu italienischen Studenten, die, wie ich, einen LL.M. direkt an ihr Studium anschliessen, ist alles dabei. Die meisten stammen aus Civil-Law-Ländern und tun sich mit der fallbasierten Herangehensweise des Common Law manchmal schwer. Dass man auswendig gelernte Fälle mental an die Abschlussprüfung mitbringen muss, statt Gesetzestexte physisch mitzuschleppen, entzieht sich der Logik einiger Studenten. Auch mir bereiteten einige Dinge, etwa die im Sachenrecht geläufige Zweiteilung in Rechte «in equity» und Rechte «at law» und darauf basierende Konzepte wie das des Trusts anfänglich einige Mühe.

Obwohl der LL.M. hauptsächlich auf internationales Recht ­ausgerichtet ist, bekommt man also einiges über das englische Common Law mit, insbesondere in den rechtsvergleichenden ­Vorlesungen. Insgesamt bieten die oft hoch­klassigen Dozenten viele ­Vorlesungen mit unter­schiedlichen Perspektiven und ­Arbeitsweisen an, sodass sich für jeden Geschmack etwas findet.

Nadja Zink, 24, nahm an einem Doppelmaster-Programm der Universität Zürich teil. Nach zwei Semestern Masterstudium der Rechtswissenschaften in Zürich absolvierte sie einen LL.M. am King’s College London, wo sie ihr Studium soeben abgeschlossen hat.