Meine Freude an fremden Ländern und Kulturen brachte mich vor zwei Jahren erstmals länger ins Ausland. Damals durfte ich in einer deutsch- spanischen Anwaltskanzlei ein ­Praktikum absolvieren. Dabei beschäftigte ich mich vorwiegend mit dem ­spanischen Verwaltungs- und ­Zivilrecht in Verbindung mit dem ­internationalen Privatrecht. Aus dem Praktikum habe ich die Begeisterung an internationalen Rechtsangelegenheiten mit­genommen. Zudem machte das Praktikum Lust auf mehr. 

So freute ich mich sehr, als meine Bewerbung um einen Studienplatz an der niederländischen Gastuniversität in Utrecht angenommen wurde. 

In Utrecht fühlte ich mich sofort zu Hause. Dazu trug sicher auch bei, dass ich mein Pferd – ja, richtig ­gelesen – mitgenommen habe. Mit meinem Begleiter konnte gar nichts schiefgehen. Auch die Gastfreundschaft verhalf mir zu einem gelungenen Start. Ich war überrascht, wie unkompliziert sich alles meistern liess, obwohl ich der holländischen Sprache nicht mächtig war – und es im Rahmen meines Aufenthaltes leider auch nicht wurde. Während in Spanien Konversationen auf Englisch tunlichst vermieden wurden, war dies für die Holländer nämlich kein Problem. 

Meine grösste Befürchtung, mit dem Englischlevel der Uni nicht Schritt halten zu können, erfüllte sich zum Glück nicht.  

Ich besuchte vier Vorlesungen – ­internationales und europäisches ­Arbeitsrecht, Marktüberwachung und -regulierung, Strafrecht und forensische Psychologie sowie IT-Recht. ­Dadurch konnte ich meine Kenntnisse des Europarechts ausbauen und fand Gefallen an internationalen Rechtsfragen. 

Zu einem unvorstellbar familiären Klima trug das deutlich weniger ­hie­rarchische Verhältnis zwischen ­Studenten und Professoren bei. Etwas weniger harmonisch verlief das Leben in der Wohngemeinschaft mit vier weiteren Austauschstudenten aus ­aller Welt. Zwar entsprachen meine ­Vorstellungen einer Haushaltung ­offenbar nicht dem internationalen Studentenstandard, doch in An­lehnung an die niederländisch-­unkomplizierte Art – kombiniert mit Schweizer Toleranz – klappte auch dies mit der Zeit. 

Jamie Lee Mancini, 22, absolvierte von Februar bis Juli 2017 ein Austauschsemester in Utrecht. Im September beginnt sie ihr drittes Mastersemester an der Universität Bern. Neben dem Besuch zweier Vorlesungen wird sie sich ihrer Masterarbeit widmen.