Der dreijährige Heinzli aus ­Niederbüren SG nässte tagsüber ­seine Kleider und nachts sein Bett. Deswegen schlug ihn seine Mutter täglich und sperrte ihn ein. Damit überschritt sie das bis 1978 geltende Züchtigungsrecht der Eltern und wurde 1924 zu zwei Monaten Gefängnis bedingt und 300 Franken Geldstrafe ­verurteilt. Der Fall «Heinzli» ist einer von drei Straffällen aus dem Zeitraum von 1920 bis 1930, bei denen Eltern ihre ­Kinder übermässig züchtigten und deshalb verurteilt wurden.

Die Autorin schildert die Straf­untersuchungen ausführlich. Nur bedingt gelingt es ihr aber, die Fälle in den politischen, ­wirtschaftlichen und sozialen Kontext einzuordnen. Am Schluss schlägt sie den Bogen zur Gegenwart und fordert ein bis jetzt vom Parlament abgelehntes Züchtigungsverbot im ZGB.

Bewertung: Interessanter Beitrag zur Diskussion zum Züchtigungsverbot.

Hülya Kürsteiner-Sahin
Körperliche Züchtigung und Kindsmisshandlung
Dike, Zürich / St. Gallen 2024, 162 Seiten, Fr. 62.–