Der Autor geht der Frage nach, inwieweit aus einer verfassungsrechtlichen Optik paternalistisches Staatshandeln legitim ist. Er greift eine brisante Thematik auf und erörtert diese im Detail. Im Kern kommt Lucien Müller zum Schluss, dass staatlicher ­Paternalismus nur dann zulässig sei, wenn bei der betroffenen Person ein Selbstbestimmungsdefizit vorliege.

Das Buch diskutiert den Gegenstand theoretisch gründlich und greift Beispiele aus dem Zivil-, Verwaltungs- und Strafrecht auf. Das kluge Argumentarium verdient eine Berücksichtigung in der Rechtssetzung und -anwendung. Die konzis formulierten Schluss­thesen werden dafür hilfreich sein. Denn das Werk ist selbst für eine Habilitationsschrift zu lang geraten, was der Rezeption nicht förderlich sein wird. Dabei wäre diese zwingend nötig.

Bewertung: Ein grosser Gewinn für alle verfassungsrechtlich Interessierten.

Lucien Müller,  
Aufgedrängte Fürsorge
Dike, Zürich 2023, 936 Seiten, Fr. 168.–