Amirsalar Davoudi ist ein im Iran bekannter Menschenrechtsanwalt, der zahlreiche politische Gefangene, Angehörige ethnischer und religiöser Minderheiten und Aktivisten der Zivilgesellschaft vor Gericht vertreten hat. Darunter war zum Beispiel die Anfang 2009 zum Tod verurteilte ­Zeynab Jalalian. ­Davoudi erreichte die Umwandlung ihres Todesurteils in eine lebens­längliche Haftstrafe.

Im Sommer 2018 befragte die Staatsanwaltschaft den damals 37-Jährigen mehrmals zu einem Interview, das er dem persischen Dienst des US-Rundfunksenders Voice of America gegeben hatte. Am 20. November 2018 wurde er auf Grundlage dieser Befragungen fest­genommen und in fünf Punkten ­angeklagt. Mitte ­Januar 2019 übernahm die Abteilung 15 des ­Teheraner Revolutionsgerichts seinen Fall und ­eröffnete ein weiteres Verfahren gegen ihn, unter anderem wegen der «Zusammenarbeit mit einer feindlichen Regierung». Diese Anklage bezieht sich auf das Interview mit Voice of America.

Amirsalar Davoudi wurde von dieser Anklage zwar freigesprochen, doch in allen weiteren sechs Punkten der Anklage für schuldig befunden. Das ­Gericht ­verurteilte ihn zu 29 Jahren und drei Monaten ­Gefängnis wegen «Gründung einer Gruppe zur ­Gefährdung der nationalen Sicherheit», «Versammlung und Verschwörung gegen die nationale Sicherheit», «Verbreitung von Lügen», «Beleidigung des Religionsführers» und «Verbreitung von Propaganda gegen das System». Zusätzlich erhielt er wegen ­«Beamtenbeleidigung» eine Körperstrafe von insgesamt 111 Stockhieben.

Am 9. Februar trat Amirsalar Davoudi aus Protest gegen seine Haftbedingungen in einen Hungerstreik. Neun Tage später lancierte Amnesty International eine weltweite Urgent Action mit der Forderung, den Menschenrechtsanwalt Amirsalar Davoudi umgehend und bedingungslos freizulassen.