Kyaw Hla Aung, Angehöriger der muslimischen ­Minderheit der Rohingya, ist in Myanmar ein bekannter Rechtsanwalt. Früher arbeitete er bei einer huma­ni­tären Nichtregierungsorganisation. Die Rohingyas werden in Myanmar seit Jahrzehnten diskriminiert und sind nicht als offizielle ethnische Gruppe ­anerkannt. Kyaw Hla Aung hat wegen seiner fried­lichen Aktivitäten bereits über 16 Jahre seines Lebens im Gefängnis verbracht.

Zuletzt wurde der 74-Jährige am 15. Juli 2013 bei Protestveranstaltungen der Rohingya erneut ­festgenommen und zunächst ohne Anklage inhaftiert. Er war zuvor mehrere Monate lang aus Furcht vor einer Festnahme untergetaucht. Die Proteste ­richteten sich gegen eine im April durchgeführte Regierungsinitiative zur Bevölkerungsregistrierung. Viele Angehörige der muslimischen Rohingya ­weigerten sich, sich als «Bengalen» auszuweisen. «Bengalen» wird die offizielle Anerkennung verweigert, indem impliziert wird, dass sie Einwanderer aus Bangladesch seien.

Kyaw Hla Aung wurde wegen Beteiligung an ­Krawallen und diverser damit in Zusammenhang ­stehender Delikte angeklagt. Zurzeit läuft der Prozess vor dem Bezirksgericht der Stadt Sittwe. Kyaw Hla Aung war jedoch bei den Protesten gar nicht ­anwesend, sondern versuchte, andere einflussreiche Vertreter der muslimischen Gemeinde zu kontaktieren, um gewaltsame Ausschreitungen zu verhindern.

Amnesty International geht davon aus, dass Kyaw Hla Aung ins Visier genommen wurde, weil er ein bekannter Menschenrechtsverteidiger ist, der Verbindungen zur internationalen Gemeinschaft hat. Ihm droht eine lange Haftstrafe. Zudem besteht ernsthafte Sorge, dass er seine Verteidigungsrechte nicht wahrnehmen kann. Kyaw Hla Aung ist bei schlechter Gesundheit.