Wang Quanzhang ist Menschenrechtsanwalt in China. Er befindet sich schon seit über vier Jahren in Haft. Amnesty International geht davon aus, dass dies nur deshalb der Fall ist, weil er in seiner Arbeit als Menschenrechtsanwalt Regierungskritiker vertrat. Unter seinen Mandanten befanden sich unter anderem Mitglieder des New Citizens’ Movement. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk von Aktivisten, die sich für mehr Transparenz in der Regierung einsetzen und Fälle von Korruption öffentlich machen. 

Wang Quanzhang wurde im August 2015 verhaftet. Während fast vier Jahren durfte er nicht mit der Aussenwelt kommunizieren. Seine Angehörigen wussten lange nicht, ob er überhaupt noch am Leben ist. Am 28. Januar 2019 wurde Wang Quanzhang schliesslich wegen «Staatsgefährdung» zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er verbüsst die Strafe zurzeit im Stadtgefängnis von Linyi in der Provinz Shandong.

Am 28. Juni konnte Wang Quanzhang zum ersten Mal seit seiner Verhaftung seine Frau Li Wenzu und seinen sechsjährigen Sohn Wang Guangwei sehen. Ein zweiter Besuch fand am 30. August statt. Li Wenzu berichtet, dass ihr Ehemann viel Gewicht verloren habe und stark gealtert sei. Sie hatte den Eindruck, eine andere Person zu treffen. Wang Quanzhang kannte sie als zurückhaltend und sanft. Während des Besuches im Gefängnis war er ängstlich und aufgewühlt. Es bestehen Hinweise darauf, dass ihm gegen seinen Willen Medikamente verabreicht wurden, was ihn in seiner Denkfähigkeit beeinträchtigt haben könnte. 

Wang Quanzhang ist ein Gewissensgefangener. Solange er im Gefängnis ist, besteht das Risiko, dass er gefoltert oder misshandelt wird. Amnesty International fordert von der chinesischen Regierung, dass er umgehend und bedingungslos freigelassen wird.