Abdulwahab Mohammad Qatran ist Richter im ­Jemen und ein Kritiker von Menschenrechtsver­letzungen der De-facto-Behörden der Huthi. Der ­Richter schrieb am 31. Dezember auf der Internetplattform X: «Die 30 Millionen Jemeniten haben euch nicht ermächtigt, gegen die USA zu kämpfen – bekämpft den Hunger, die Armut, die Unwissenheit, die Krankheiten … die Korruption und die Ungerechtigkeit!» Zwei Tage später nahmen ihn Huthi-Sicherheitskräfte fest. Die Verfassung legt fest, dass die ­Immunität von Richtern nur mit Zustimmung der obersten Gerichtsaufsichtsbehörde aufgehoben ­werden kann. Eine solche Zustimmung lag nicht vor.

Nach Angaben eines seiner Söhne brachen gegen zehn Uhr Huthi-Sicherheitskräfte ohne Haft- oder Durchsuchungsbefehl in das Haus der Familie in ­Sana’a ein. Sie bedrohten die Familie, richteten die Waffen auf Qatrans Söhne, legten ­ihnen Handschellen an und hielten den Richter und seine Söhne stundenlang in getrennten Militärfahrzeugen fest. Die Milizen durchsuchten das Haus und beschlagnahmten Telefone, Laptops und private Unterlagen der ­Familie. Sie zwangen die Frau des Richters, ein Einvernahmeprotokoll ungelesen zu unterschreiben. Gegen Abend wurden die Söhne freigelassen und der Richter abgeführt. Nach drei Tagen wurde Qatran in das von den Huthi kontrollierte Gefängnis in Sana’a gebracht.

Sein Recht auf eine Verteidigung wird ihm verweigert. ­Einer der Söhne durfte ihn zweimal kurz besuchen. Bei seinem letzten Besuch, der nur wenige Minuten dauerte, sagte der Richter seinem Sohn: «Ich bin so gut wie tot.» Über einen Monat nach seiner Verhaftung wurde der Richter in eine etwas weniger ­desolate Zelle verlegt, verblieb aber in ­Einzelhaft.

Seit 2015 dokumentiert ­Amnesty International die Fälle von Dutzenden Personen, die im Jemen als ­Oppositionelle verfolgt werden. Bewaffnete Gruppen der Huthi nahmen sie willkürlich fest, misshandelten und folterten sie.