Die 15 Geheimdienste der USA und das Departement für Homeland Security haben zusammen mehr als 100 Milliarden Franken Jahresbudget. Sie beschäftigen eine Million Angestellte, ein Drittel von ihnen als private Auftragnehmer. Sie alle sammeln Daten. Doch kein Computer vermag herauszufiltern, wo und wann die Feinde Amerikas zuschlagen. Soweit die Fakten. Hier setzt die Fiktion ein. Eine Sicherheitsfirma hat die Lösung: Edgar Roy verfügt über ein Superhirn und sagt den Nachrichtendiensten, was zu tun ist. Doch dann wird er des mehrfachen Mordes angeklagt. Sein Anwalt stirbt und zwei Ex-Geheimdienstler versuchen herauszufinden, weshalb.
Dem amerikanischen Ex-Strafverteidiger und heutigen Bestsellerautor David Baldacci ist ein ansprechender Thriller gelungen. Manchmal ist die Handlung zwar etwas sprunghaft, aber die Geschichte hat Drive und einen überraschenden Schluss.
Tempo hat auch der Roman «Beim ersten Schärenlicht». Auf der Schäreninsel Sandhamn vor Stockholm feiern Touristen und Einheimische feuchtfröhlich den längsten Tag des Jahres. Am Morgen liegt ein Jugendlicher tot am Strand, ein 14-jähriges Mädchen ist verschwunden. Kommissar Andreasson trifft auf eine verschwiegene Clique von Freunden und auf verzweifelte Eltern. Doch die Lösung ist gar nicht so kompliziert.
Die Autorin Viveca Sten war bis 2008 Chefjuristin der schwedischen und dänischen Post. Sie hat drei Kinder und kennt die Gefühle und dunklen Gedanken von Heranwachsenden. Resultat ist ein raffiniert gemachter Krimi.
Bernhard Schlinks Bestseller «Der Vorleser» erschien 1995. Bis 2009 war Schlink Professor für öffentliches Recht an der Humboldt Universität Berlin, seither ist er nur noch Schriftsteller. Sein aktueller Roman heisst «Die Frau auf der Treppe»: Ein gealterter Anwalt hat beruflich in Australien zu tun. In einem Museum entdeckt er ein Bild, das die Kunstwelt verschollen glaubte. Der Anwalt kennt das Bild. Es zeigt eine nackte Frau, die eine Treppe hinabgeht. Vor vielen Jahren war er in sie verliebt, doch sie enttäuschte ihn. Auf ihrem Totenbett kehrt die Liebe zurück und der Anwalt erfährt die Gründe für ihren damaligen Verrat.
Schlink lässt seinen Protagonisten viel über Sinnfragen des Lebens und den Richter- und Anwaltsberuf philosophieren. Das ist gut gemeint, doch oft recht banal.
David Baldacci
Fünf vor zwölf
Bastei Lübbe, Köln 2014,
538 Seiten, Fr. 16.–
Viveca Sten
Beim ersten Schärenlicht
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2014, 396 Seiten, Fr. 23.–
Bernhard Schlink
Die Frau auf der Treppe
Diogenes, Zürich 2014,
244 Seiten, Fr. 31.–