Wer statt Militär Zivildienst leisten will, muss dafür ein Gesuch beim Bundesamt für Zivildienst einreichen. Der Zivildienst wird bewilligt, wenn der Gesuchsteller militärdiensttauglich ist und den Militärdienst nicht mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Der Dienst dauert eineinhalb Mal so lange wie der Militärdienst, maximal 368 Zivildiensttage.
Zivildienstleistende können ihre Einsätze selbständig planen und sich im Dienstleistungsportal des Zivildienstes geeignete Einsätze aussuchen.
Für Jus-Studenten oder ausgebildete Juristen gibt es spezielle Tätigkeiten. Laut Thomas Brückner vom Bundesamt gibt es landesweit insgesamt 22 Einsatzplätze, die entweder juristische Kenntnisse oder ein abgeschlossenes Jus-Studium voraussetzen. Dazu gehören zum Beispiel Stellen bei der Sans-Papier-Anlaufstelle Zürich oder der Freiplatzaktion Basel.
Der 28-Jährige Luca Fábián leistete zwei Zivildiensteinsätze bei der Sans-Papiers-Anlaufstelle Zürich. Beim ersten Einsatz stand er kurz vor seinem Bachelor of Law, beim zweiten hatte er das Studium mit dem Master of Law abgeschlossen. Der erste Einsatz dauerte sechs Monate, der zweite vier Monate. Anlässlich seiner Einsätze habe er vielfältige Aufgaben wahrgenommen, schildert Fábián seine Erfahrungen: «Ich unterstützte das Team juristisch. In vielen Fällen konnte ich Klienten eigenständig betreuen, beraten und zum Teil in alltäglichen Angelegenheiten unterstützen.» Ab und zu habe er auch administrative Tätigkeiten übernommen.
Rechtswirklichkeit versus Studium
Sein erster Einsatz bei der Sans-Papiers-Anlaufstelle lehrte Fábián, dass sich Studium und Rechtsalltag stark unterscheiden. «Durch meinen Einsatz bekam ich einen realistischeren Blick für die Rechtswirklichkeit.» Zudem habe er erkannt, dass es gerade im Behördenverkehr viel Pragmatismus brauche, um ans Ziel zu gelangen. «Anlässlich meiner Einsätze konnte ich auch meine Sozialkompetenz verbessern.» Zivildienstleistende bei der Sans-Papiers-Anlaufstelle müssen laut Fábián offen und improvisationsfähig sein. «Die Fälle sind herausfordernd, die Dankbarkeit der Klienten entschädigt aber für die anspruchsvollen Momente.»
Angehende Juristen können auch in der Westschweiz und im Tessin ihren Zivildienst leisten – beispielsweis bei der Caritas in Genf oder bei Inclusion Handicap in Giubiasco TI. Dafür sind sehr gute Französisch- oder Italienischkenntnisse nötig.
Gute Rechtskenntnisse sowie sehr gute Englisch- und Französischkenntnisse sind Voraussetzung für einen Einsatz beim Verein Trial International. Sein Ziel ist es, die Straflosigkeit von Verstössen gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte zu bekämpfen.
Im Team internationale Ermittlungen tätig
Besnik Ibrahimi war bei Trial International in Genf, er absolvierte dort nach dem Abschluss seines Jus-Studiums drei Monate Zivildienst. Bei Trial gehörte er dem Team «Internationale Ermittlungen und Rechtsstreitigkeiten» an. «Ich forschte mehrsprachig zu den Themen des nationalen und internationalen Strafrechts und der Justiz, der universellen Gerichtsbarkeit der schweizerischen Justizbehörden und zur Delegation der Gerichtsbarkeit nach schweizerischem Völkerstrafrecht». Zudem habe er Berichte über schweizerisches und ausländisches Recht verfasst und Untersuchungen durchgeführt. «Dank dem Zivildienst bei Trial International konnte ich praktisch an Themen arbeiten, die mich während meiner Studienzeit interessierten.» Er habe bei Trial viel dazugelernt.