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Plädoyer 5/10
05.10.2010
Letzte Aktualisierung:
07.10.2013
Zwanzig Stunden pro Woche für die Dissertation
Durchschnittlich arbeiten Doktoranden an Schweizer Universitäten pro Woche 34 Stunden an ihrer Dissertation. Am fleissigsten sind die Naturwissenschafter mit über 40 Wochenstunden. Die Jus-Studierenden hingegen kommen nur auf 20 Stunden, wie eine Studie aufzeigt, die das Bundesamt für Statistik (BFS) im September veröffentlichte. Der Unterschied dürfte mit der Finanzierung des Studiums zusa...
Zwanzig Stunden pro Woche für die Dissertation
Durchschnittlich arbeiten Doktoranden an Schweizer Universitäten pro Woche 34 Stunden an ihrer Dissertation. Am fleissigsten sind die Naturwissenschafter mit über 40 Wochenstunden. Die Jus-Studierenden hingegen kommen nur auf 20 Stunden, wie eine Studie aufzeigt, die das Bundesamt für Statistik (BFS) im September veröffentlichte. Der Unterschied dürfte mit der Finanzierung des Studiums zusammenhängen. In den Rechtswissenschaften müssen Studierende laut BFS häufig «auf Finanzquellen ausserhalb der Hochschulen zurückgreifen», also irgendwo jobben. Naturwissenschafter hingegen könnten häufiger auf eine Anstellung bei einem Forschungsprojekt zählen.
Bezüglich Effizienz haben die Juristen die Nase vorn: Sie schliessen im Durchschnitt schon nach 3,7 Jahren mit dem Doktortitel ab, während die Naturwissenschafter trotz doppelten Wochenstunden 4,1 Jahre dafür brauchen. Diese Zahlen haben sich laut BFS bis anhin «nur schwer interpretieren» lassen.
Bei der Promotionsquote erweisen sich die Jus-Studierenden übrigens als Minimalisten: Nur 16 Prozent erwerben nach dem Abschluss einen Doktortitel, der Uni-Durchschnitt liegt bei 23 Prozent. tom
Universität Luzern schielt nach dem Tessin
An der Universität Luzern hat sich die Zahl der Tessiner Rechtsstudenten innerhalb eines Jahres nahezu verdoppelt. Dies hat seinen Grund: «Schon seit Jahren schaffen wir Anreize für die Studierenden aus der italienischsprachigen Schweiz», sagt Marcel Amrein, Fakultätsmanager der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern.
Im ersten Semester findet beispielsweise eine Einführungsveranstaltung in italienischer Sprache statt. Den Jus-Studenten aus dem Tessin wird der Start erleichtert, indem direkt bei der Sprachbarriere angeknüpft wird. Gehalten wird die Vorlesung ausschliesslich auf Italienisch, vom Puschlaver Professor für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie Michele Luminati. 29 Jus-Studierende aus dem Tessin haben sich an der Uni Luzern neu eingeschrieben.
Die Universität wirbt aktiv für das Angebot: «Einmal im Jahr suchen wir im Tessin Gymnasien auf und machen auf uns aufmerksam», sagt Amrein. In Zukunft werde man für die Juristen vielleicht auch im Masterstudiengang ein- bis zwei Vorlesungen auf Italienisch anbieten. Ein italienisches Vollstudium schliesst er aus: «Das ergibt keinen Sinn. Die deutsche Sprache ist für die Tessiner zu Hause ein Marktvorteil.» sci
Neuer Beruf: Rechtsassistent
Dieser Tage beginnt in Zürich und St. Gallen der erste Lehrgang zum «dipl. Rechtsassistenten HF». Dabei geht es um eine Weiterbildungsmöglichkeit an einer höheren Fachschule (HF), die sich beispielsweise an kaufmännische Angestellte oder Polizisten richtet. Rechtsassistenten sollen Rechtsfälle bearbeiten können und an der Schnittstelle zwischen Juristen und Anwälten tätig sein. Diesmal hat der Lehrgang die Hürde der Genehmigung durch das Bundesamt für Berufsbildung genommen, vor zwei Jahren war er noch daran gescheitert. Der Schweizerische Anwaltsverband (SAV) und die Rechtsfakultäten hatten moniert, der damals geplante Titel «dipl. Rechtsfachmann HF» suggeriere eine Kompetenz, die durch die Ausbildung nicht begründet sei. sci