LL.M.-Studiengänge sind teuer. Besonders US-Universitäten verlangen Stu-diengebühren bis zu 40 000 Dollar pro Jahr. Die Absolventen erwarten eine entsprechend gute Ausbildung – doch das Geld wird nicht unbedingt für den jeweiligen Studiengang verwendet. Zu diesem Schluss kommt der US-Professor George E. Edwards in seinem Buch «LL.M.-Roadmap». In einschlägigen Foren finden sich entsprechende Befunde: LL.M.-Studenten finanzieren als Cash-Cows weit mehr als ihren Studiengang.
Die Zahl der LL.M.-Lehrgänge hat in den letzten Jahren zugenommen, nicht nur in den USA, sondern weltweit. Das Resultat ist ein Kampf um Bewerber und ihre finanziellen Ressourcen. Zugleich wird beim Angebot gespart, etwa indem man LL.M.-Studenten und reguläre (Austausch-)Studenten in die gleiche Klasse steckt.
Anbieter buhlen an Messen um Absolventen
Auf diese Weise braucht die Universität nicht zusätzliches wissenschaftliches Fachpersonal anzuheuern und kann die Administration entlasten. Dazu Lloyd Bonfield, Professor und Direktor des LL.M-Studiengangs in US-Wirtschaftsrecht an der New York Law School: «Ausländische Studenten werden von den Universitäten als Einnahmequellen angesehen. Denn sie können in die regulären Kurse integriert werden, um damit Kosten einzusparen.» Nicht nur beim Personal, sondern auch bei den Dienstleistungen wird gespart – etwa beim Housing Office oder den Career Services. Beides gehört zwar nicht zum Kernbereich eines LL.M.-Studiengangs, ist jedoch für einen reibungslosen Aufenthalt an der Gastuniversität wichtig.
Konnten die Universitäten früher aus einem grossen Pool Interessierter auswählen, sind sie heute darauf angewiesen, die Klassen mit Studenten füllen zu können. Entsprechend hart wird der Kampf um Interessenten ausgefochten. Verkäufer touren in Europa und Asien von Messe zu Messe und buhlen dort um Absolventen. Auch Rabatte werden gewährt, um Studenten anzulocken. Das erlebte ein Zürcher Masterstudent, der sich in Chicago für ein Austauschsemester einschrieb. Ihm wurde angeboten, einen LL.M.-Studiengang zu einem um 15 Prozent ermässigten Preis zu absolvieren.
US-Universitäten haben längst ihre Fühler ausgestreckt, um neben den bisher wichtigsten potenziellen Absolventen, den Europäern, auch Kundschaft aus Asien und dem arabischen Raum anzusprechen. Das beobachtet auch Andreas Kellerhals. Der Titularprofessor für Wirtschaftsrecht, Europarecht und Privatrecht der Universität Zürich hat selber an der Tulane University in New Orleans einen LL.M. absolviert: «In meinem Jahrgang waren wir fast ausschliesslich Europäer. Heute bestehen die Klassen grösstenteils aus Arabern und Asiaten.»
An den Top-Universitäten stimmt die Qualität
Im Zweifelsfall hält man sich also besser an renommierte Anbieter. Markus Müller-Chen, St. Galler Professor für Privatrecht, internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung: «Bei den Top-Universitäten der USA, und das sind jene, die Schweizer Interessenten oft anpeilen, ist der Gegenwert in Form der Qualität der Lehre sicher gegeben. Und dass Qualität ihren Preis hat, ist kein Geheimnis.»
Links
Im Internet finden LL.M.-Interessenten viele Links, um sich über Absolventen, Professoren und Rankings zu informieren: