Wer an einer Universität Jus studieren will, muss eine gymnasiale Matura vorweisen oder nach der Berufsmatur eine Ergänzungsprüfung bestehen (Passerelle). Für ein Studium an einer Fachhochschule reichen hingegen in der Regel eine Berufslehre, die Berufsmatur und ein Jahr Praxiserfahrung.
Zwei Fachhochschulen bieten rechtswissenschaftliche Lehrgänge an: Die Kalaidos Fachhochschule Schweiz beziehungsweise die Zurich Law School und die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) in Winterthur.
Das Angebot der Kalaidos Fachhochschule mit Sitz in Zürich richtet sich an Leute, die Teilzeit studieren. Der Unterricht findet abends und an Samstagen statt. Nach acht Semestern erhalten Absolventen den «Bachelor of Arts in Law Kalaidos FH». Der Fokus liegt auf dem Privat- und Strafrecht sowie öffentlichen Recht. Die Ausbildung befähigt gemäss Kaleidos zur Tätigkeit in Rechtsabteilungen von Banken, Versicherungen, Unternehmen oder in der Verwaltung. Unklar ist, ob der Studiengang den Zugang zu einem Masterstudium an einer Universität ermöglicht. Laut Kalaidos ist ein Abkommen mit der Uni Luzern «unterschriftsreif», mit anderen Unis würden Verhandlungen laufen.
Kalaidos gründete 2020 die Zurich Law School. Diese bietet seit November einen «Master of Law»-Studiengang an. Er dauert vier Semester mit einem «Bachelor of Law» und sechs Semester für Absolventen der Kalaidos oder der ZHAW. Doch aufgepasst: Die Zurich Law School ist nicht als universitäre Hochschule anerkannt. Das Zulassungsverfahren läuft und soll 2023 abgeschlossen sein. Gibt es eine Zulassung, schliessen die Studenten mit einem «Master of Law» ab, womit ihnen die Anwaltsprüfung offensteht. Andernfalls erhalten sie nur einen «Master of Arts in Law der Kalaidos Fachhochschule», der keinen Zugang zur Anwaltsprüfung ermöglicht. Die Semestergebühren betragen 7500 Franken.
Die ZHAW bietet den Studiengang «Wirtschaftsrecht» an. Er kombiniert eine rechtswissenschaftliche Ausbildung mit Wirtschaftswissenschaft und Kommunikation. Absolventen erhalten einen «Bachelor of Science (BSc) ZFH in Wirtschaftsrecht». Laut ZHAW eignet sich die Ausbildung für Tätigkeiten an der Schnittstelle von Wirtschaft und Recht, etwa bei Versicherungen, Finanzdienstleistern oder im Personalbereich. Im Anschluss können Studenten an der ZHAW den international ausgerichteten «Master of Science (MSc) in Management and Law» machen. Der Unterricht findet zur Hälfte in Englisch statt. Nicht geeignet ist der Abschluss für das Berufsziel Anwalt, da er keinen Zugang zur Anwaltsprüfung ermöglicht. Das Studium an der ZHAW ist auch berufsbegleitend möglich. Je nach Universität wird der ZHAW-Bachelor für ein späteres Jus-Masterstudium angerechnet. An der Uni Luzern beispielsweise müssen Absolventen zusätzlich sechs Prüfungen bestehen.
Neuer Studiengang in Winterthur
Ab Herbst 2022 wird die ZHAW den rein juristischen Bachelorstudiengang «Angewandtes Recht» anbieten. Laut ZHAW vermittelt er eine juristische Grundausbildung im Privat- und Strafrecht sowie öffentlichen Recht. Absolventen erhalten einen «Bachelor of Science (BSc) in Angewandtem Recht». Das Studium bereite auf juristische Tätigkeiten etwa in der Versicherungs-, Finanz-, Pharma- oder Telekombranche oder in der Verwaltung vor. Die Semestergebühren betragen 720 Franken.
Ein berufsbegleitendes Jus-Studium bietet auch die Fernuni Schweiz an. Die Stiftung Universitäre Fernstudien Schweiz in Brig ist eine anerkannte Hochschulinstitution. Das heisst: Ihr «Bachelor of Law» und «Master of Law» ist gleichwertig wie ein Abschluss an Präsenz-Unis und öffnet den Weg zur Anwaltsprüfung. Das Studium steht gymnasialen Maturanden und Berufsmaturanden mit Passerelle offen. Ohne Matura ist eine Aufnahmeprüfung unter «strengen Bedingungen» nötig, die laut Fernuni acht Monate selbständige Vorbereitung erfordert. Die Präsenzveranstaltungen beschränken sich auf fünf Samstage pro Semester. Die Semestergebühren liegen bei 1300 Franken (Bachelor) und 1400 Franken (Masterstudiengang).