Aufgrund der behördlich verfügten Coronamassnahmen finden Vorlesungen an den Schweizer Unis wie in den Nachbarländern digital statt. Dagegen richtet sich ein offener Brief von über 6000 Dozenten (Praesenzlehre.com). Sie fordern die baldige Rückkehr der Studenten in die Hörsäle. Die Univer­sität sei ein Ort der ­Begegnung. Wissen, Erkenntnis, Kritik und Innovation entstünden nur durch Begegnungen. Virtuelle Formate böten keinen vollständigen Ersatz. Kritischer Austausch sei für den wissenschaftlichen Diskurs essenziell. Aus­serdem gehe der Gemeinschaftsaspekt verloren, wenn Studierende keine Netzwerke fürs spätere Leben knüpfen könnten.

Den Brief unterzeichnet haben nebst Dozenten aus Deutschland auch Professoren aus der Schweiz. Matthias Mahlmann von der Uni Zürich ist der einzige Rechtswissenschafter aus der Schweiz. Er begründet sein Engagement gegenüber plädoyer: «Im persönlichen Gespräch wird der Gedankenaustausch lebendig, unbequem und geht manchmal sogar unter die Haut.» Das sei gerade für die Rechtswissenschaft wichtig. Nicht nur technische Details, sondern auch Ideen wie Freiheit, Würde oder Gerechtigkeit müssten kritisch und selbständig angeeignet werden, «wenn diese Ideen, von denen das Recht letztlich lebt, nicht nur Worthülsen bleiben ­sollen. Die Präsenzlehre ist ein Qualitätsmerkmal aller führenden Hochschulen der Welt.»