Der 30-jährige palästinensische Rechtsanwalt Anas Barghouti war am Abend des 15. September 2013 auf dem Weg nach Hause in Ramallah, als sein Auto an einem Militärcheckpoint angehalten wurde. Er wies sich umgehend als Anwalt und Mitglied der Anwaltskammer aus. Dennoch konfiszierten die ­Soldaten sein Mobiltelefon, legten ihm Handschellen an, verbanden ihm die Augen und brachten ihn in eine Haftanstalt in der völkerrechtlich illegalen israelischen Siedlung Etzion. Später wurde er in die Militärbasis von Ofer überführt. Bis am 24. September wurde er ohne Anklage durch das Militär festgehalten.

Am 24. September 2013 wurde er angeklagt, Ende Oktober auf Bewährung freigelassen. Einerseits beschuldigte man ihn der Mitgliedschaft in der in Israel verbotenen «Palästinensischen Front für die Befreiung Palästinas» und andererseits der Führung eines «Komitees zur Organisation von Demon­strationen». Barghouti bestreitet die Vorwürfe. Auch Amnesty International ist der Ansicht, dass er wegen seiner anwaltschaftlichen Arbeit für palästinensische Häftlinge für die «Addameer Association for Prisoner Support and Human Rights» und seines Einsatzes für die freie Meinungsäusserung in Haft ist.

Addameer ist seit längerem im Fokus der israelischen Militärverwaltung in den besetzten Gebieten: Die Büros wurden durchsucht, Computer und Akten beschlagnahmt und mehrere Mitarbeiter in «Administrativhaft» gesetzt. Das Vorgehen passt ins Bild zunehmender Repressionen gegen palästinensische Menschenrechtsorganisationen. Gemäss Angaben von Addamer wurde Barghouti auch seitens der Sicherheitsdienste der palästinensischen Autonomiebehörde eingeschüchtert, dies in Zusammenhang mit seinen Mandaten für Häftlinge, die in den palästinensisch verwalteten Gebieten festgehalten werden.