Weiterbildungsangebote schiessen allerorts nur so aus dem Boden – auch bei den Juristen. MAS-, CAS- und LL.M.-Programme können im In- und Ausland fast nach Belieben ausgesucht werden.
Nach wie vor hoch im Kurs stehen bei den Schweizer Juristen LL.M.-Studiengänge. Diese sind für das berufliche Fortkommen von grossem Wert und vor allem bei Grosskanzleien gefragt. Besonders gross ist die Auswahl an LL.M.-Studiengängen im Bereich des Europarechts, des Wirtschaftsrechts oder der Menschenrechte (plädoyer 5/13).
Doch neben diesen bekannten Rechtsgebieten gibt es eine Vielzahl weiterer Spezialisierungen. Das zeigt ein Blick auf das Internetportal www.llm-guide.com. Die Seite bietet einen Überblick über die internationalen Möglichkeiten eines LL.M.-Studiums.
Drei Beispiele sollen die grosse Bandbreite des LL.M.-Angebots aufzeigen:
Paris: Arabisches Wirtschaftsrecht
Der an der Universität Panthéon-Assas in Paris gelehrte «LL.M. en droit d’affaires des pays arabes» behandelt das Wirtschaftsrecht der arabischen Regionen Maghreb, Mittlerer Osten und arabische Halbinsel. Das Programm enthält Module – etwa Vertragsrecht, Gesellschaftsrecht, aber auch die Lehre fundamentaler Rechtsprinzipien in arabischen Ländern.
Laut Peter Vollenweider, Gründer der Career Services an der Uni Zürich, verlangen solche Studiengänge ein grosses Interesse an der Materie: «Man sollte sich gut überlegen, ob ein solcher Studiengang sinnvoll ist. Einerseits kann der entsprechende Titel den Absolventen bei einer Bewerbung sehr attraktiv machen, andererseits kann die Spezialisierung in einem anderen Fall den Ausschlag gegen den Absolventen geben.»
Angesichts der Expansion arabischer Wirtschaftsakteure in westliche Märkte findet Vollenweider diesen LL.M. eine interessante Option: «In einer internationalen Organisation oder einem grossen Unternehmen kann er durchaus nützlich sein.» So könnte man als Ansprechperson für arabische Geschäftspartner fungieren. Auch eine beratende Tätigkeit für ein Schweizer Unternehmen, das in den arabischen Raum expandiert, könnte in Frage kommen.
Link: www.u-paris2.fr
Michigan: Weltnahrungsrecht
Einen auf den ersten Blick exotischen «LL.M. in Global Food Law» bietet die Michigan State University an. Der Studienplan sieht Kurse in Handelsrecht, Nahrungsmittelregulierung sowie rechtliche Aspekte von Agrikultur und Biotechnologie vor. Gerichtet ist das Programm an Anwälte sowie Juristen, die in der Nahrungsmittelindustrie tätig sind.
In Zeiten, in denen die Regale mit Nahrungsmitteln aus aller Welt gefüllt sind, eine interessante Ausbildung, findet Vollenweider. Auch hier stehe ein Berufsbild in einem branchenspezifischen, international tätigen Unternehmen im Vordergrund. «Das Spezialwissen kommt dort am besten zum Tragen. Die Arbeitsteilung ist oft sehr hoch, sodass Juristen mit spezialisierten Kenntnissen von grossem Nutzen sein können.»
Link: www.law.msu.edu/llm/globalfoodlaw
London: Internationales Schifffahrtsrecht
Der «LLM in International Shipping Law» wird an der Queen-Mary-Universität in London angeboten und enthält Module wie internationales Handelsrecht, Schiedsgerichtsbarkeit, Versicherungsrecht sowie Hochseerecht.
Laut Birgit Müller, die an der Universität Basel die Career Services leitet, haben Absolventen dieses LL.M. im Ausland gute Berufsperspektiven: «Absolventen werden am ehesten in Städten wie Rotterdam, Hamburg oder London auf dem Arbeitsmarkt fündig, denn dort konzentrieren sich Unternehmen und Kanzleien mit Fokus auf die Schifffahrt.» In der Schweiz hingegen sei der Bedarf an Schifffahrtsrechtsspezialisten klein. Ihr Tipp: Zuerst ein paar Jahre praktisch in diversen Branchen tätig sein, ehe man den LL.M. absolviere. «So hat man eine genauere Vorstellung davon, in welchem Bereich man sich spezialisieren möchte.»
Link: www.law.qmul.ac.uk