Franziska Keller studiert in Zürich Jus. Sie besuchte im Oktober in Bregenz ein Seminar zum Migrationsrecht. Die Kosten dafür seien mit 450 Franken angegeben worden, inklusive Übernachtung und Verpflegung. «Ich kenne Studenten, die sich nicht für dieses Seminar angemeldet haben, weil es so teuer war.»
Die für das Seminar zuständige Mitarbeiterin von Professor Oliver Diggelmann sagt: «Wir berechnen die Seminarkosten jeweils konservativ und geben nach dem Seminar einen allfälligen Überschuss an die Studenten zurück.» Die Kosten für dieses Seminar seien tatsächlich auf rund 450 Franken geschätzt worden. Sie gehe aber davon aus, dass den Studenten rund 80 Franken zurückerstattet werden können.
Diggelmann führt Seminare in aller Regel im grenznahen Ausland durch, weil man für das gleiche Geld mehr erhalte. Manchmal gehe er in ein Kloster, da die atmosphärische Distanz zum Alltag die Konzentration erhöhe und die Leute offener mache. Viele Studenten würden die höchstens zwei auswärtigen Blockseminare während ihres Studiums als «Highlights» bezeichnen. «Die Rückmeldungen zeigen, dass die überwiegende Zahl der Studenten dieses Format sehr schätzt und teilweise davon begeistert ist.»
Ein Vergleich von Seminaren der Unis Basel, Bern und Zürich zeigt: In Basel und Zürich sind sie meist mit Kosten verbunden, während sie in Bern meist gratis sind.
“Auf Anfrage werden Kosten übernommen”
Uni Zürich: Hier sind Kosten von über 300 Franken keine Seltenheit: So bezahlt ein Student zum Beispiel für das Seminar «Rechte und Pflichten des Aktionärs aus wirtschaftlicher, steuerrechtlicher und strafrechtlicher Sicht» rund 400 Franken und für das Seminar «Zum europäischen Wirtschaftsrecht in Luxemburg» rund 340 Franken. Dass es auch anders geht, zeigen die Professoren Babusiaux, Breitschmid, Heiss, Sethe und Thouvenin: Sie bieten im Frühjahrssemester 2016 kostenlose Seminare an. Die von den Lehrstühlen Kiener, Schwarzenegger und Tag im Frühjahrssemester 2016 angebotenen Seminare kosten 150 bis 200 Franken.
Laut Brigitte Tag, Professorin für Strafrecht, Strafprozessrecht und Medienrecht an der Uni Zürich, ist man bemüht, Studenten zu unterstützen, falls sie die Kosten für ein Seminar nicht selbst tragen könnten: «Den Verantwortlichen von Seminaren, die ausserhalb Zürichs durchgeführt werden, können Anträge auf Zusprechung von finanziellen Mitteln gestellt werden.» Regina Kiener, Professorin für öffentliches Recht an der Universität Zürich, ergänzt: «Wir haben den Studenten angeboten, auf Anfrage hin die Kosten zu übernehmen.»
Fonds für Studenten mit wenig Geld
Uni Basel: Das im Herbstsemester 2015 durchgeführte «Engelberger Seminar» kostet 265 Franken. Aber auch in Basel sind gewisse Seminare kostenlos: So beispielsweise das von Cordula Lötscher durchgeführte Seminar «SKUBA-Clinic: Rechtsberatung für Studierende» und das vom Lehrstuhl Merkel durchgeführte Seminar «Medizinrecht – ethische und strafrechtliche Fragen».
In Basel besteht gemäss Felix Hafner, Professor für öffentliches Recht, ein Fonds, der für die Kostenübernahme zur Verfügung steht, wenn die Studenten zu wenig Geld haben. «Zudem sind auch die am interdisziplinären Seminar in Engelberg beteiligten Lehrstühle der juristischen Fakultät Basel sowie der theologischen Fakultäten Basel und Luzern zu einer Kostenbeteiligung bereit, wenn Studierende aus finanziellen Gründen am Seminar nicht teilnehmen könnten.»
Uni Bern: Hier sind zum Beispiel die Seminare der Lehrstühle Mona, Rentsch, Schmid, Weber und Wolf im Herbstsemester 2015 kostenlos. Das teuerste Seminar «Wahrheitssuche im Strafprozessrecht» des Lehrstuhls Geth kostet 115 Franken.
In Bern findet jeder Lehrstuhl eigene Wege, um die Kosten für die Studierenden möglichst tief zu halten. Bei Martino Mona, Professor für Strafrecht und Rechtsphilosophie, können sich Teilnehmer, die knapp bei Kasse sind, melden. «Dann werden die Kosten ohne viel Bürokratie von uns übernommen. Das kommt ab und zu vor und hat bisher reibungslos geklappt.»