Eines ist für Jus-Studenten an allen Unis gleich: Vorlesungen in den drei Kernbereichen Privatrecht, Strafrecht und öffentliches Recht sind auf Bachelorstufe überall Pflichtstoff. Und: An den meisten Unis gibt es im Bachelor fast ausschliesslich Pflichtfächer. Sonst aber gibt es bei den Pflichtfächern von Uni zu Uni Unterschiede – denn sie legen sie selbst fest. Ein Überblick:
Universität Luzern: Hier ist seit dem Herbstsemester 2017 eine neue Studien- und Prüfungsordnung in Kraft. Laut Stefan Bosshart von der rechtswissenschaftlichen Fakultät werden dabei die bewährten Pflichtfächer fortgeführt: Privatrecht, öffentliches Recht und Strafrecht. Hinzu kommen die Einführung in die Rechtswissenschaft und das juristische Arbeiten, Völkerrecht, Rechtsgeschichte, -soziologie und -philosphie, Rechtstheorie und -ökonomie sowie Handels- und Gesellschaftsrecht. Zur Zusammensetzung der Pflichtfächer sagt Bosshart: «Generelle Kriterien sind die Relevanz der Materie in verschiedenen juristischen Berufsdomänen – unter anderem für die Tätigkeit als Anwalt sowie für Justiz-, Straf- und Verwaltungsbehörden.»
Universität Basel: In Basel wurden die Pflichtfächer von der fakultären Bologna-Kommission festgelegt, erklärt Patrick Ebnöther von der juristischen Fakultät. Dabei habe man die Vorgaben der Arbeitsgruppe Rechtswissenschaft der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten zur Umsetzung des Bologna-Modells berücksichtigt. Neben den genannten Kernbereichen gehören in Basel unter anderem Rechtsgeschichte, juristisches Arbeiten sowie Völker- und Europarecht zum Pflichtstoff auf Bachelorstufe.
Universität Bern: In Bern sind neben den drei Kerngebieten unter anderem die Fächer geschichtliche, philosophische und theoretische Grundlagen des Rechts sowie eine Einführung in die juristische Arbeitstechnik erfolgreich zu absolvieren.
Universität Freiburg: Hier stehen zusätzlich zum Beispiel römisches Recht, Europa- und Völkerrecht, Steuerrecht, Rechtsgeschichte, Sozialrecht und Rechtsphilosophie für den Bachelor auf dem Programm.
Universität Zürich: Zürich tanzt aus der Reihe: Hier sind bloss in den ersten beiden Semestern des Bachelorstudiums alle Fächer Pflichtfächer. So zum Beispiel Einführung in die Rechtswissenschaft, juristische Arbeitstechnik und Methodenlehre sowie Rechtsgeschichte. In den weiteren Semestern des Bachelorstudiums können die Studenten neben Pflichtfächern wie Steuerrecht, transnationales Recht oder ZPR/SchKG auch Wahlpflichtfächer und Wahlfächer im Umfang von insgesamt 33 ECTS-Punkten besuchen. Im Rahmen der Wahlpflichtfächer müssen die Studierenden aus den Bereichen Grundlagen, Strafrecht, Zivilrecht und Zivilverfahrensrecht sowie schriftliche Arbeiten eine vorgegebene Anzahl Module wählen.
Meist Wahlfreiheit im Masterstudium
In Basel, Bern und Freiburg gibt es im allgemeinen Masterstudiengang keine Pflichtfächer. Wer in Basel jedoch den Masterstudiengang «Wirtschaftsrecht» wählt, muss zwingend Wettbewerbs- und Kartellrecht, Handelsrecht und internationales Privat- und Zivilverfahrensrecht belegen. Und wer in Bern einen der Masterstudiengänge «Privatrecht», «Strafrecht und Kriminologie», «Recht der öffentlichen Verwaltung», «Wirtschaftsrecht» oder «Internationales und europäisches Recht» wählt, muss zusätzliche Fächer im Umfang bis zu 25 ECTS ablegen.
In Luzern gilt im Masterstudium das Prinzip der Wahlfreiheit – zwischen 67 und 73 der insgesamt 90 ECTS-Punkte können in frei wählbaren Fächern absolviert werden. Zum Pflichtstoff gehören neben der Masterarbeit eine schriftliche Falllösung sowie mindestens eine juristische Gastlehrveranstaltung.
Zürich dagegen setzt beim Master vorwiegend auf Wahlpflichtfächer. Im Masterstudiengang «MLaw mit Schwerpunkt Wirtschaftsrecht» sind jedoch die zwei Module Gesellschaftsrecht und Vertragsrecht für die Wirtschaftspraxis zwingend erfolgreich zu beenden.