Eigentlich hatte Bruno Baeriswyl Pläne für die Zeit nach seiner Pensionierung: Er wollte mehrere ­Wochen durch China reisen. Doch als er im Frühjahr 2020 nach über 25 Jahren als Datenschutzbeauftragter des Kantons Zürich pensioniert wurde, machte ihm die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. So hatte er Zeit, sich um eine Anfrage in Sachen Datenschutz zu kümmern, die ihn privat erreichte.

Es war sein erstes Mandat als freiberuflicher Berater. In der Folgezeit kamen weitere Anfragen ­hinzu: Von Kantonen, die ihre Datenschutzbehörden effizienter aufstellen wollten, oder wie jüngst von einer Aufsichtsbehörde, die Hilfe bei der Aufarbeitung eines Hackerangriffs auf eine ihr unterstellte Behörde ­benötigte. Aktuell sei er «völlig ausgebucht», sagt der 69-Jährige, der von zu Hause in ­Zürich aus arbeitet.

Trotzdem habe er heute mehr Zeit, um Fachbücher zum Datenschutzrecht oder neuen technologischen Entwicklungen zu lesen. Seine Perspektive gehe ­mittlerweile fast tiefer als früher, als er noch «in den Mühlen einer Institution» tätig war. So beobachtet Baeriswyl, dass sich die Diskussion um Datenschutz von den grundrechtlichen Fragestellungen entfernt habe. «Der Datenschutz wird zum Beispiel über ­Einwilligungserklärungen an die Nutzer delegiert – ohne dass man den grossen Datenbearbeitern ­Grenzen setzt.»

Baeriswyl selbst wurde mit den Jahren etwas ­gelassener im Umgang mit Technologien wie Apps oder digital vernetzten Geräten. «Ich habe zum ­Beispiel einen Roboterstaubsauger, der theoretisch meine Wohnung vermessen könnte», sagt er mit ­einem Augenzwinkern. Auch gegenüber China, dem «Albtraumland eines  Datenschützers», kennt er nach wie vor keine Berührungsängste. Die ältere seiner beiden Töchter hat dort soeben ihre Tätigkeit auf der Schweizer Botschaft aufgenommen. Für ­Bruno Baeriswyl die Möglichkeit, die vor drei Jahren verpasste Reise nachzuholen.