Martin Schubarth, 71, ist auch rund zehn Jahre nach seinem Weggang vom Bundesgericht noch juristisch tätig. In seinem 2011 erschienenen Buch hat er sich vertieft mit der Verfassungsgerichtsbarkeit aus­einandergesetzt. Sein persönliches Fazit daraus: «Ich ziehe die Demokratie einem Richterstaat vor.» In der Diskussionssendung Arena von Fernsehen SRF zum Thema der Durchsetzungs-Initiative warnte er davor, dass das Völkerrecht die Demokratie zu unterlaufen drohe. Solche Themen greift Schubarth auch in seinen gelegentlichen Artikeln in der «Weltwoche» auf. Als Avocat-Conseil der Lausanner Anwalts­kanzlei Rusconi & Associés hat er ebenfalls eine klare Linie: «Ich mache keine Gefälligkeitsgutachten.»

Sanfte Töne erklingen, wenn Schubarth von seiner Bratsche erzählt. Er spielt in einem Quartett und einem symphonischen Orchester. Manchmal besorgt er sich die ganze Partitur einer Symphonie, um das Stück ganz zu erfassen. Schubarth geht einer Sache gerne auf den Grund: «Ich bin bloss neugierig!» Und berichtet von Franz Schuberts Stück «Der Tod und das Mädchen». Auf Französisch laute der Titel ­umgekehrt «La jeune fille et la mort», weil der per­sonifizierte Tod im Frankreich des frühen 19. Jahrhunderts nicht vorstellbar gewesen sei.

Der gebürtige Basler wollte nach seiner Zeit am Bundesgericht nicht aus der Romandie wegziehen: «Der Freizeitwert von Lausanne ist sehr hoch.» Da ist das Schwimmen im Lac Léman, das Skifahren im nahen Champéry, die Weinlese im Lavaux, sein ­Garten an «einer der besten Wohnlagen in der Stadt Lausanne». Seine Frau und ihn ziehe es deswegen selten in die Ferne. Schubarth fühlt sich mit der Schweiz verbunden. Man müsse wissen, meint er schmunzelnd: «Mein erster Beruf war Viehhändler.» Damals als Junge auf dem Markt in Tiefencastel, als er zur Kur im Bündnerland weilte.