Der langjährige Professor für Obligationenrecht an der Universität Freiburg arbeitet auch heute noch ­regelmässig im juristischen Bereich. «Ich bin mit ­einem kleinen Team in der internationalen Schieds­gerichtsbarkeit tätig.» Er behandle als Schiedsrichter Handels- und Investitionsfälle. Die Verhandlungen finden in Genf, London, Paris, Washington oder Zürich statt – wegen Corona momentan aber nur online.

An der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit fasziniert Tercier die Zusammenarbeit mit Menschen aus unterschiedlichen Staaten und Kulturen. Die meisten Fälle seien auch sehr interessant, beispielsweise behauptete Verletzungen von Schutzmassnahmen der Investoren. Schiedsgerichtsverfahren hätten den grossen Vorteil, dass das Verfahren schneller abgeschlossen sei als vor staatlichen Gerichten.

Tercier gibt sein Wissen immer noch weiter. Der 77-Jährige hält Vorlesungen an den Universitäten in Genf, Georgetown (Washington D.C.), Paris und Turin.

Von 2006 bis 2008 war Tercier Präsident des internationalen Schiedsgerichtshofs, von 1989 bis 1998 Präsident der Schweizer Kartellkommission und ­anschliessend der Wettbewerbskommission. «Sie macht ihre Aufgabe gut», urteilt er heute als Aussenstehender. Es sei schwierig, das Gleichgewicht ­zwischen Freiheit und zu viel Freiheit zu finden.

Von 1973 bis 2008 war Tercier Professor für Obligationenrecht an der Universität Freiburg. An diesem Rechtsgebiet fasziniere ihn die Vielfältigkeit und die hohe Relevanz für viele Leute. Gerade auch aktuell: «Die Coronapandemie führt dazu, dass sich neue Fragen stellen. Zum Beispiel, wer im Mietrecht oder Arbeitsrecht die Risiken der Pandemie zu tragen hat.»

Tercier befürwortet den Vorschlag, am Handels­gericht Zürich einen International Commercial Court einzuführen. Auch in Genf diskutiere man, ein solches Gericht einzuführen. Dies ergäbe zwar Konkurrenz zur Schiedsgerichtsbarkeit. Er befürworte aber stets den Wettbewerb.