Mit seiner runden Brille und dem Schnurrbart erinnert Thomas Manhart (66) äusserlich noch immer an das Klischee eines Beamten. Innerlich hingegen hat er zu seiner früheren Tätigkeit viel Distanz gewonnen – persönlich und inhaltlich. Insgesamt 25 Jahre lang war Manhart für das Zürcher Justizwesen tätig. Als er 1994 seine Stelle als Generalsekretär des Justiz­departementes antrat, hatte der Mord in Zollikerberg ZH die Öffentlichkeit erschüttert.

«Ich fand mich ­mitten in einem Tsunami wieder», erinnert sich ­Manhart. Als Generalsekretär und später als Leiter des Strafvollzugs habe er in der Folge am «Nullrisiko-­System» und «an der Abkehr vom Schuld- zum ­Präventionsstrafrecht» mitgewirkt. 2019 trat er vor­zeitig in den Ruhestand. Vorausgegangen waren ­Meinungsverschiedenheiten mit seiner Chefin, der Justizdirektorin Jacqueline Fehr (SP).

Spricht Manhart heute über den Strafvollzug, wirkt er bisweilen wie ein Büsser – oder wie ein Konvertit. Als schreibfreudiger Pensionär verfasst er kritische Beiträge über die Strafjustiz, die auch aus der Feder eines Strafverteidigers stammen könnten. Er publiziert sie unter anderem auf seiner eigenen Website. Dort veröffentlichte er 2021 auch seine Memoiren, die über 1000 Seiten umfassen. Darin äussert er sich wenig schmeichelhaft über Fehr und leitende ­Angestellte des Strafvollzugs. Diese hatten mit einem Löschungsbegehren keinen Erfolg.

Andere frühere Weg­gefährten wie der Psychiater Frank Urbaniok («ein Guru», so Manhart) brachen den Kontakt ab, nachdem Manhart einen Entschuldigungsbrief an den Häftling Brian Keller geschrieben hatte. Für weniger Kontroversen sorgen die Justizkrimis aus der Feder Manharts, die er ebenfalls auf seiner Internetseite ­publiziert. An Krimimanuskripten arbeitet er auch in seinem Haus in Südfrankreich. In Zürich lebt er mit seiner Frau, zwei Töchtern und dem Partner der ­älteren im Balgristquartier, die anderen vier Kinder sind ausgezogen.