An der Universität Zürich liessen sich im Frühlings- und Herbstsemester 2012 insgesamt 3400 Studenten vom Career Service Center beraten. Gemäss dem zuständigen Abteilungsleiter Roger Gfrörer hat das Interesse an Beratungsge-sprächen und Workshops dieses Herbstsemester massiv zugenommen.
Der grossen Nachfrage stehen jedoch nur wenige Mittel gegenüber. Zurzeit arbeiten im Career Service Center vier Personen mit 210 Stellenprozenten sowie drei Berater, die alle zwei Wochen einen halben Tag den Fragen der Studierenden Red und Antwort stehen. Auf der Homepage des Career Service Centers (www.careerservices.uzh.ch) finden die Studenten in elektronischer Form Ratgeber zu den Themen Standortbestimmung, Stellensuche, Bewerbung, Vertragsverhandlung usw. sowie einen thematisch gleich aufgebauten Katalog von ausgewählten Büchern, die in diversen Bibliotheken der Universität stehen. Weiter findet man auf der Website eine Veranstaltungsliste zu Workhops und Vorträgen zu allen möglichen Themen im Zusammenhang mit dem Berufseinstieg.
Die Studenten der rechtswissenschaftlichen Fakultät nutzen neben der Beratung beim Erstellen von einwandfreien Bewerbungsunterlagen vor allem die sogenannten Mock-Interviews, weiss Roger Gfrörer, Leiter der Zürcher Career Services. Dabei simulieren die Berufsberater mit den Studenten ein Bewerbungsgespräch; anschliessend gibt es ein differenziertes Feedback der Berufsberater. Auch die Informationsreihe zu Berufseinstieg und Karriere findet laut Gfrörer Anklang: Jeweils 100 bis 150 Jus-Studenten besuchen die Veranstaltungen «Karriere über Mittag für Juristen». Dabei berichten Juristen und Anwälte aus ihrer Berufspraxis.
Im diesjährigen Herbstsemester sprechen unter anderem eine Diplomatin, eine Mediatorin des Obergerichts Zürich und mehrere Rechtsanwälte zur kommenden Juristen-Generation.
Bern: Angebot noch ausbaufähig
Auch an der Universität Bern existiert eine Abteilung zur Karriereberatung von Studenten, aber erst seit rund drei Jahren. Die Website www.career.unibe.ch ist übersichtlich gegliedert, hat aber im Vergleich zu Zürich ein kleineres Angebot. Es gibt eine Stellenplattform sowie Tipps und Textvorschläge zu Motivationsschreiben und Lebensläufen. Zudem erhalten Studenten Ratschläge für das Vorstellungsgespräch.
Marco Hollenstein, Leiter des Career Service der Berner Uni, hat nur 50 Stellenprozente für die Beratung. Deshalb sei er auf die Hilfe von Aussenstehenden angewiesen. An sogenannten Lunchtalks in den Räumlichkeiten der Uni erzählen Wirtschaftsvertreter über Karrierechancen und Anstellungsmöglichkeiten in ihren Unternehmen. Oder es kommen Berater an die Uni, die zur «Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch» oder zur «Online-Bewerbung» referieren. Mittelfristig sei es jedoch das Ziel, das Angebot zu erweitern und selber Beratungsgespräche und Seminare durchzuführen.
Basel: Jährlich bis zu 300 Berufsberatungen
In Basel gründeten im Jahr 2005 Wirtschaftskreise, die Stadt und der Kanton Basel zusammen mit der Universität das Career Service Center. Leiterin Birgit Müller hat ein 80-Prozent-Pensum, daneben sind zurzeit eine Psychologin mit einem 50-Prozent-Pensum und eine Hilfsassistentin tätig. Das Basler Karriereberatungszentrum richtet sein Angebot laut Birgit Müller stark nach den Wünschen der Fakultäten aus. 200 bis 300 individuelle Berufsberatungen führe sie pro Jahr durch. Die Interessenten müssen ihr zur Vorbereitung ein Stelleninserat, den Lebenslauf und das Bewer-bungsschreiben schicken. Müller: «Es gab in den letzten acht Jahren kein Dossier, das ich nicht noch optimieren konnte.» Workshops organisiert sie, um generelles Know-how wie etwa Tipps zu einem gelungenen Auftritt beim Bewerbungsgespräch zu vermitteln. Laut Müller sind alle Veranstaltungen stets innert Kürze ausgebucht.
Die Universität St. Gallen leistet sich mit zwölf Angestellten den grössten Stab an Karriereberatern im Vergleich zu den andern Deutschschweizer Universitäten. Ersichtlich ist auf der Website, dass die Uni St. Gallen Wert darauf legt, potenzielle Arbeitgeber bei der Rekrutierung von Studienabgängern individuell zu unterstützen. Dazu setzt sie mit den Unternehmen ein vierstufiges Programm um. Die Stichworte dazu lauten: Wahrnehmung stärken, Image aufbauen, Kontakte knüpfen und Rekrutierung realisieren. Zudem führt die Uni St. Gallen alljährlich die Talents Conference in der Olma-Halle und auf dem Uni-Campus durch (www.hsgtalents.ch) – ein reiches Programm von Interviews und Workshops sowie einer Messe mit Unternehmenspräsentationen.
Luzern: Zusammenarbeit mit Fachhochschule
An der Universität Luzern schliesslich ist laut Wolfgang Schatz, Leiter der akademischen Dienste, ein eigentlicher Karriereberatungsservice für die Studenten noch nicht institutionalisiert. Einige wenige Dienstleistungen gibt es jedoch bereits: Eine Bewerbungsmesse in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Luzern, die über einen offiziellen Career Service verfügt (www.careers.hslu.ch), eine Podiumsveranstaltung zum Thema «Übergang vom Studium zum Beruf», das nächste Mal am 28. März 2014, sowie ein Beratungsangebot und Spezialveranstaltungen zu den einzelnen Studiengängen.