Antreten zur Prüfung

Anwaltsprüfung · Die Kriterien zum Erwerb des Anwaltspatents sind von Kanton zu Kanton sehr unterschiedlich. Ein Überblick über sechs Kantone.

Inhalt

Plädoyer 02/2015

23.03.2015

Letzte Aktualisierung:
01.04.2015

Gian Andrea Schmid

Das Anwaltspatent wird von den Kantonen verliehen. Das heisst auch: Sie entscheiden über die Gestaltung der mündlichen und schriftlichen Prüfungen und die Kriterien, die für das Partent erfüllt sein müssen.

Wer die Prüfung in einem Kanton bestanden hat, kann dank des Bundesgesetzes über die Freizügigkeit der Anwälte dann in der ganzen Schweiz praktizieren. Die Wahl des Prüfungsorts ist wichtig, weil die Anforderungen an di...

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Voraussetzungen: Das Anwaltsgesetz legt die Mindestvoraussetzungen für den Erwerb des Anwaltspatents fest: ein juristisches Studium mit einem Masterabschluss sowie ein mindestens einjähriges Praktikum. Darüber hinausgehende Voraussetzungen sind Sache der Kantone. Im Kanton Bern zum Beispiel ist die Praktikumsdauer länger, zudem ist der Besuch von bestimmten Lehrveranstaltungen nötig (siehe Tabelle).
Prüfungsthemen: Im Kanton Zürich wird bei der schriftlichen Prüfung «bloss» das Zivilrecht geprüft, in den Kantonen AG, BE und LU zusätzlich das Strafrecht und das öffentliche Recht. Im Kanton St. Gallen ist neben dem Zivilrecht das Strafrecht oder das öffentliche Recht Prüfungsgegenstand. Im Kanton Glarus können alle drei Rechtsgebiete Gegenstand der schriftlichen Prüfung sein. Bei der mündlichen Prüfung werden in allen sechs Kantonen sämtliche drei Rechtsgebiete geprüft.
Durchfallquote: «60 bis 65 Prozent der Kandidaten schaffen die Anwaltsprüfung auf Anhieb», sagt Christoph Leuenberger, Präsi-dent der Prüfungskommission für Rechtsanwälte des Kantons St. Gallen. Anders im Kanton Luzern: Laut Sandra Winterberg, Informationsbeauftragte der Gerichte des Kantons, betrug die Durchfallquote von 2010 bis 2014 im Durchschnitt satte 47 Prozent. Im Kanton Zürich wiederum bestanden letztes Jahr 19 Prozent die Prüfung nicht.
Wiederholung der Prüfung: Wer beim ersten Mal durchgefallen ist, kann im Kanton Zürich die schriftliche Prüfung zweimal, die mündliche aber nur einmal wiederholen. In den Kantonen AG, BE, GL, LU und SG kann man die Prüfungen zweimal wiederholen.
Kantonale Sperrfristen: Besteht ein Kandidat die Prüfung definitiv nicht, wird er im entsprechenden Kanton für eine bestimmte Dauer gesperrt: im Kanton Zürich für zwei Jahre, in St. Gallen für fünf Jahre, im Aargau lebenslang. Während dieser Sperrfristen kann aber die Prüfung in einem andern Kanton gemacht werden.
Dokumentation der Prüfungen: Grundsätzlich wird in allen Kantonen die Bewertung der schriftlichen Prüfungen schriftlich eröffnet. In den Kantonen Luzern und Aargau haben Kandidaten, die die Prüfung nicht bestanden haben, ein Recht auf Einsicht in die Prüfungsunterlagen. Im Kanton St. Gallen kann man sich in diesem Fall für eine mündliche Erörterung der Prüfungsresultate anmelden. Im Kanton Zürich verfassen die Prüfenden Korrekturmeldungen, in die die Kandidaten Einsicht nehmen können. In allen Kantonen besteht die Möglichkeit, Beschwerde gegen den Prüfungsentscheid zu erheben.
Kosten: Am billigsten ist die Anwaltsprüfung im Kanton Luzern. Besteht man die schriftliche und mündliche Prüfung im ersten Anlauf, zahlt man 1500 Franken. In den Kantonen Aargau und Bern sind es 2000 Franken, im Kanton St. Gallen 2200 Franken, in Zürich und Glarus je 3000 Franken, wobei in Glarus die Patenturkunde inklusive ist. Besteht man die Prüfung nicht auf Anhieb, erhöhen sich die Kosten – im Kanton Zürich etwa kann die Gebühr bis auf 6000 Franken steigen.

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