Die Stadt ist bekannt für ihre Thermalbäder, Kaffee­häuser und Ruinenpubs. Gleichzeitig ist Budapest mit mehr als zehn Universitäten ein ­wissenschaftliches Zentrum für die ­benachbarten osteuropäischen Staaten und Balkanländer. Meine Tätigkeit als Gastdozent an der Andrássy ­Universität Budapest ist aus EU-Erweiterungsbeiträgen ­finanziert. Die aktuelle politische Situation – die rechtskonservative Orbán-­Regierung droht bei den nächsten Wahlen sogar noch rechts aussen überholt zu werden – sorgt für Spannung.  

Ich ­unterrichte Völkerrecht mit Schwerpunkt im internationalen Menschenrechtsschutz. Ein Teil des Pensums umfasst Einführungsveranstaltungen ins Völkerrecht, Wirtschaftsvölkerrecht und das Recht der Inter­nationalen Organisationen. Als Vertiefungen biete ich Vor­lesungen im Humanitären Völkerrecht, zur Menschenrechtskonvention und zu «Wirtschaft & Menschenrechte».

Von den politischen Spannungen bekomme ich im Alltag wenig mit. Der Grenzzaun zu Serbien, die von Orbán propagierte Vorstellung einer illiberalen Demokratie oder die Plakat­kampagne der Regierung ­gegen Ausländer bieten (ungewolltes) Anschauungsmaterial für die Vorlesungen. Doch schütteln die meisten, mit denen ich in Kontakt komme, nur noch resigniert den Kopf ob ­dieser Symbolpolitik. ­Besonders Junge sehen ihre ­Zukunft in einem offenen, europazugewandten Ungarn. 

Gerade für dieses Bedürfnis will die Andrássy Universität mit dem etwas unbescheidenen Motto «Wir machen Sie fit für Europa» eine ­Alternative schaffen. Zentral in ­einem alten Stadtpalais gelegen, ­bietet sie deutschsprachige Studienprogramme auf Masterstufe in Recht und Internationalen Beziehungen an. Kernthema ist die Europäische Integration. Mit nur 200 Studentinnen und Studenten herrscht eine familiäre Atmosphäre. Trotz Deutschsprachigkeit ist es eine überraschend internationale Studentenschaft: ein Drittel aus Ungarn, ein weiteres aus den deutschsprachigen Ländern und der Rest vorwiegend aus Osteuropa und vom Balkan. Die Dozenten werden vorab von den Partneruniversitäten ­Heidelberg, Salzburg, Graz, Zürich und St. Gallen gestellt. Insgesamt ein idealisiertes Europa im Kleinen.   

Christoph Good, Senior Research Fellow am Kompetenzzentrum Menschenrechte der Universität Zürich, ist für zwei Semester als ­Gastdozent an der Andrássy Universität in Budapest tätig. Diese Universität ist ein Gemeinschaftsprojekt Deutschlands, Österreichs und der Schweiz.