Professor Jörg Paul Müller ist seit 2001 pensioniert. Juristisches Arbeiten macht ihm jedoch immer noch Spass – auch wenn «physisch oder von der Infrastruktur her weniger Kapazität zur Verfügung steht». Auch der Dialog mit Assistierenden oder Studierenden sei nicht mehr selbstverständlich.

Müller macht nun alles selbst – von der Fotokopie über die Recherche in der Bibliothek bis zur Über­prüfung einer Fussnote im druckreifen Text. Auch das habe seine guten Seiten, sagt der heute 77-Jährige: «Das erhöht die Nähe zur Wirklichkeit.» Wenn er in die Bibliothek geht, kommt er meist nicht ungeschoren davon. Immer wieder wird er etwas gefragt. Das ­gefällt ihm: Lebhaft gestikulierend erzählt er von Begegnungen mit Studenten, die ein Thema für ihre Master- oder Doktorarbeit suchen. Müller gibt ihnen gern Tipps. Und manchmal suchen auch Kollegen Rat für Referate oder Publikationen. 

Müller lehrte an der Universität Bern öffentliches Recht und Rechtsphilosophie. Daneben war er als Lehrbeauftragter für Verfassungsrecht, Staatstheorie und politische Ethik an den Universitäten Freiburg, Basel, St. Gallen sowie an der ETH Zürich tätig. Von  1976 bis 1983 war er zudem nebenamtlicher Richter am Bundesgericht. Noch heute verfolgt er die richterliche Arbeit in Lausanne oder St. Gallen aufmerksam. Freude bereite ihm auch die Mitwirkung in zivil­gesellschaftlichen Gruppen wie dem Club ­Helvétique.

Blättert Müller nicht gerade in einem Basler oder St. Galler Kommentar, hört er gerne Musik, geht  ins Kino oder er besucht ein Konzert oder die Oper. ­Welche Musik mag er? «Ah, da bin ich eher ­konservativ. Für mich ist Bach immer noch der Grösste.» Eine Heilung sei in dieser Hinsicht kaum möglich, scherzt er. Müller fuhr auch sehr gerne Ski. Jedoch müsse er nun wegen zwei schweren Rücken­opera­tionen seit letztem Jahr darauf verzichten, sagt er. Dafür wandert er heute mehr und betreibt viel ­Fitness.